: Kaffee und Kuchen ohne Elbblick
■ Auch der geänderte Süllberg-Bebauungsplan findet wenig Zustimmung Von Heike Haarhoff
Der Bürgerinitiative Süllberg fröstelt es bei dem Gedanken, künftig Kuchen im kalten Keller-Restaurant kauen zu müssen. Ihr Protest gegen die Auslegung des zum vierten Mal geänderten Bebauungsplan-Entwurfs Blankenese 3 ab dem 1. November ist beschlossene Sache. Die Kritik richtet sich gegen die Einigung, die der Bezirk Altona nach zähen Verhandlungen mit der Heidelberger Roland-Ernst-Investorengruppe jetzt stolz präsentierte.
Danach ist der städtebauliche Vertrag, der dem Süllberg-Restaurant eine mindestens zehnjährige Bestandsgarantie geben sollte, zwar am Widerstand des Investors gescheitert. „Dafür wird er jetzt auf eines seiner fünf geplanten neuen Häuser verzichten müssen“, rächte sich Stadtplanungschef Curt Zimmermann prompt. Die Bruttogeschoßfläche für die Neubauten wird von 5300 auf 4600 Quadratmeter reduziert. Das Süllberg-Restaurant ist mit je 60 Innen- und Außenplätzen kleiner als geplant; um einen künftigen Pächter muß sich die Stadt und nicht – wie ursprünglich gefordert – der Investor kümmern. „Nur wenn wir keinen finden – aber davon gehe ich nicht aus – wäre das Lokal gefährdet“, ist Zimmermann optimistisch: In der Lokal-Miete sollen weder Grundstücks- noch Finanzierungskosten umgelegt werden.
„Problematisch ist, daß sich das Restaurant im Souterrain befinden und seine Terrasse zum Hang hingewendet sein wird“, räumt Zimmermann ein. Die Säle der oberen Stockwerke darf der Investor laut B-Plan-Entwurf zu Wohnungen umfunktionieren. Die GAL will sich dafür einsetzen, „daß die Terrasse zur Elbseite hin verlegt wird“, verspricht Olaf Wuttke. Die übrigen „Keller-Argumente der BI“ läßt er nicht gelten: „Das Restaurant steht am Hang; da ist der Blick auf die Elbe auch nicht versperrt, wenn man sich im Souterrain aufhält.“ Die Sicht auf den Fluß und der öffentliche Zugang zum Süllberg seien schon dadurch garantiert, daß die Roland-Ernst-Gruppe schriftlich zusagte, 3500 Quadratmeter öffentliches Grün der Stadt für den symbolischen Wert von einer Mark zurückzugeben.
Vermutete Kungeleien zwischen Bürgermeister Henning Voscherau und dem Investor, die den CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Andreas Mattner zu einer kleinen Anfrage veranlaßten, tat Curt Zimmermann als „gegenstandslos“ ab: Richtig sei, daß Roland Ernst seine Pläne für den Süllberg Henning Voscherau im November 1990 präsentiert und den Kaufvertrag anschließend von dessen ehemaligem Notariat habe beurkunden lassen. „Wo Herr Ernst seine Verträge ratifizieren läßt, ist uns egal“, wies Zimmermann Vorwürfe zurück, Voscherau habe unzulässig Einfluß auf die Verkaufsverhandlungen genommen: „Das Süllberg-Restaurant war schon damals in Privatbesitz und wurde einfach nur weiterverkauft.“
Öffentliche Stadtplanungsausschuß-Sitzungen am 31. Oktober im Kollegiensaal, Rathaus Altona: 17.30 Uhr Süllberg; 19.30 Uhr Info-Veranstaltung zur Zeisewiesen-Bebauung
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