: Die Ästhetik des guten Wolfs
Heute, am Weltkindertag, organisiert der Verein KinderKinder eine Party. Sonst setzt er sich für Kinderkultur in Hamburg ein ■ Von Eva Wolfangel
Der Wolf kocht Schokopudding, denn die Mäuse und die böse Eule haben Hunger. Der Fuchs auch – er frißt alle Mäuse bis auf eine. Glücklicherweise entdeckt der Wolf seine Leidenschaft fürs Kochen und der Fuchs seine für Nudelauflauf, und so geht zumindest für eine Maus doch noch alles gut aus.
„Bei uns ist der Wolf nicht böse und die Eule nicht klug“, erklärt Dörte Kiehn vom Hamburger „Tandera Theater“ den Hintergrund ihres Stückes „Die Geschichte vom guten Wolf“. Deshalb sei es „notwendig, sich einen zweiten Blick zu erlauben“. Mit dieser Moral paßt die Inszenierung prima ins Konzept des Vereins „KinderKinder e.V.“ Er lud das „Tandera Theater“ gemeinsam mit 13 anderen Schauspielgruppen zum „Festival der Hamburger Kinder-Theater“ ein, das kürzlich Tagen im Fundus-Theater Eilbek statt fand.
Es ist wichtig, Kinder ernst zu nehmen, erklärt Vereinsgründer Stephan von Löwis of Menar. „Kindertümelnd“ sollen seine Veranstaltungen für Kids nicht sein, statt dessen amüsant und lehrreich. Doch solche Angebote sind rar in der Kulturstadt Hamburg, wo Erwachsene täglich zwischen Theatervorführungen, Konzerten, Galerien und Museen wählen können. „Wenn es für Kinder nur das Vorabendprogramm des Fernsehens gibt, ist das eine himmelschreiende Armut“, klagt von Löwis of Menar, „dem wollen wir was entgegensetzen“. Kids hätten schließlich ein Recht auf Kultur.
Deshalb rief von Löwis of Menar vor elf Jahren den Verein KinderKinder ins Leben, zusammen mit gut dreißig MitstreiterInnen, die sich als SchauspielerInnen, TheatermacherInnen, PädagogInnen und JournalistInnen für die „Förderung von Kultur und Kunst von Kindern und für Kinder“ einsetzen. Heute, am Weltkindertag, organisieren sie ein großes „Spielfest Eine Welt“ (siehe Kasten). Und von September bis November blasen sie zum „bunten Herbst“, bei dem acht Wochen lang jede Menge Kultur für Kinder stattfindet. In diesem Jahr werden die „Hochverehrten Kinderinnen und Kinder“ zu einem „Ohrenschmaus ohne Ende“ eingeladen, denn das Hauptthema ist Musik. Zum Auftakt spielte am vergangenen Sonntag der international bekannte New Yorker Cellist Charles Curtis bei der Uraufführung des Kinderkonzerts „Von Elefanten und anderen Tieren“.
Solche Veranstaltungen sind nicht billig, gibt Stephan von Löwis of Menar zu. Aber ihm ist es wichtig, an Kindern „nicht immer nur zu sparen“. Da der Verein von der Stadt und von privaten Sponsoren unterstützt wird, könne er es „sich erlauben, auch mal aufwendigere Sachen zu organisieren“. Die Party „Laut und luise“ beispielsweise, die seit 1994 jeden Frühsommer bei Planten un Blomen steigt: Zehntausend Kinder bauen Instrumente, musizieren, tanzen und lärmen.
Auch für Erwachsene hat „KinderKinder“ etwas zu bieten. Der Verein will die „ästhetische Erziehung“ in Grundschulen und Kitas bereichern und veranstaltet dafür Workshops. Mit Hilfe von Sponsoren werden zudem regelmäßig Spenden für internationale Kinderhilfsprojekte gesammelt – in diesem Jahr für das Projekt „Recht auf Schutz auf der Flucht“ des Kinderschutzbundes, der für alleinreisende minderjährige Flüchtlinge Vormundschaften vermittelt.
Programme für den „Bunten Herbst“ gibt's gegen 3 Mark Rückporto bei KinderKinder, Holsteinischer Kamp 104, 22081 Hamburg.
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