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Der wahre Herr Droste Von Jürgen Roth

Was wir von Herrn Droste zu halten haben, weiß nach seinen wiederholten Invektiven gegen meine Person (zuletzt am 18.9.) mittlerweile jeder auch nur mit halbem Ohr lauschende Leser. Der über alle Zweifel erhabene Hellmuth Karasek z.B. tat gleichfalls im 18.9. der zweifellos seriösen B.Z. kund, Droste „schleiche sich“ in bürgerliche Zeitungsredaktionen „ein“, um wahllos führende Figuren des öffentlichen Lebens zu schmähen. Und wie sattsam bekannt, schreckt er, der angeblich jede Lärmerzeugung ablehnt, auch vor schweinischen Radauauftritten (c/o Tübingen) nicht zurück. Der unbestechliche Romancier Max Goldt geißelte Drostes Verlangen, immer mal wieder aus reiner Publicitygeilheit Schlägereien vor laufenden Kameras anzuzetteln.

Sein Name kommt ihm bei derartigen „Aktionen“ durchaus gelegen. „Tja, es darf nicht jeder Wiglaf heißen“, schreibt die Lyrikerin Susanne Fischer in ihrem aktuellen Essayband „Versuch über die Sahnetorte“, und ich lehne es ab, dem Fatum der Namensgebung ethische Aspekte zu konzedieren.

Erzählen darf ich, um die volle und abschließende Wahrheit über Wiglaf D. und seinen verlogen- flammenden Handwerkerhaß auszusprechen, was im Sommer 1997 passiert wäre, hätte Frau Claudia A. den Liebhaber von „Schonlärmmusik“ (E. Egner) nicht nach Essen entführt. Droste wird sich freilich nicht mehr erinnern wollen, daß er zusammen mit dem Gerontologen Henschel und mir zu Krefeld eine Fußball-Lesung absaß, anschließend vehement nach „mehr Kölsch“ rief, flugs sein Fliegergeld einstrich und uns buchstäblich „sitzen ließ“. Gott sei Dank, sage ich heute! Als Henschel und ich nämlich früh morgens das prachtvolle Hochhaushotel neben der Grotenburgkampfbahn aufsuchten, erklärte der Nachtportier, die drei gebuchten Zimmer seien an eine japanische Reisegruppe, die geringe Platzansprüche stelle, vergeben worden.

Pflichtschuldigst schonk der sichtlich schockierte, weil peinlichst berührte Mann manches Freibier aus und rief seinen Boß. Wir verharrten in buddhistischer Gemütsgelassenheit und nahmen die offerierte Besenkammer klaglos hin. Das beigestellte Feldbett brach nach der ersten Berührung zusammen, worauf Henschel selig brummend einige Flaschen auf den Parkplatz schleuderte. Am nächsten Tag entschädigte uns der Manager des Hauses mit ungültigen Telefonkarten.

Droste, raunten wir uns zu, hätte nicht nur das Personal zusammentrommeln lassen und zur Minna gemacht, sondern zunächst den Diensthabenden verdroschen, dann dessen Chef „behandelt“ (Droste) und anschließend die Rezeption verwüstet, um die Nacht godzillamäßig durchzubölken und des Morgens die übrigen Gäste zur Stühle- und Aschenbecherschlacht aufzupeitschen. Eine Hundertschaft Handwerker wäre nötig gewesen, die Tat dieses ziemlich singulären Zivilisationsrohlings vergessen zu machen.

Vergessen Sie, geduldige Leser, in Zukunft nicht, die charakterliche Disposition unseres selbsternannten Menschenfreundes zu bedenken. Nicht vergessen möchte indessen ich, an dieser Stelle und an Eides Statt zu schwören und zu versichern, keine Silbe mehr dem Lobe des hervorragenden Handwerks zu widmen. Bei Strafe des fallenden Hammers.

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