■ Urdrüs Wahre Kolumne: Zynisch, gemein, unsachlich
Allabendlich stellt sich der Bremer Profiringer Eduard „Eddy“ Steinblock beim hannöverschen Turnier um den Catch-Weltcup nicht nur den zumeist obliegenden Gegnern, sondern auch dem hochgradig fanatisierten Publikum, und immer wieder muß er sich gehässige Zwischenrufe gefallen lassen, die sich auf den aktuellen Tabellenstand des SV Werder beziehen. Hier wäre ein deutlicher Hinweis des Managers fällig, daß dieser Leistungssportler nicht als potentieller Vorstopper auf der Reservebank sitzt – man kann den Eddy doch nicht für alles Elend in Bremen verantwortlich machen und am Ende noch für das Space Park-Desaster zur Rechenschaft ziehen!
Seitdem die Bremer Grünen in der Gesamtpartei den wehrkundlichen Arbeitskreis für Globalstrategien darstellen, kann ich mich keineswegs mit der taz darüber wundern, daß beim Bosnien-Forum der Böll-Stiftung auch aus dem Publikum kein prinzipielles Nein gegen einen Militäreinsatz zu hören war: Antimilitaristen verschwenden ja auch nicht Zeit und Nerven, um sich beim Stammtisch der Reservistenkame-radschaft Visselhövede argumentativ abzustrampeln. Mögen Mariechen Beck und Dany „Ex –Le Rouge“ doch bittschön eine internationale Freiwilligen-Brigade zur Pazifizierung des Balkans bilden: Immerhin kennt sich Kriegsberichterstatter Erich Rathfelder auf dem Terrain gut genug aus, um die Kombattanten notfalls mit seiner hochentwickelten Nase zum nächsten Leichensammelplatz zu führen (Achtung: Zynisch. Gemein. Unsachlich!).
Ein neues Phänomen ist in den Familienannoncen von Heimatzeitungen festzustellen: Wo vor kurzem noch ein etwas lädierter Storch im Namen der stolzen Eltern die glückliche Landung von Kevin, Maike oder Maite vermeldete, werden Marco, Klara oder Robert neuerdings mit dem Slogan „Unser neuer Pöterbär ist da!“ angepriesen. Seit ich diesen irritierenden Begriff mehrfach gelesen habe, träume ich immer wieder davon, daß Dieter Thomas Heck in irgendeiner Benefiz-Show die Zuschauer auffordert: „Begrüßen Sie bitte unseren heutigen Stargast Pöterbär!“ Und auf dem Glamour-Treppchen versucht Verklappungssenator Uwe Beckmeyer, locker die Stufen hinunterzuschlendern, kommt ins Stolpern, landet in einem Pool mit giftigem Hafenschlick, und plötzlich fangen die Vereinigten Shantychöre der Ostfriesischen Inseln an zu singen: „Wi wüllt den Schiet nich hebben, dat murr naar Bremen retur!“. Sie finden den Weg vom Pöterbär zum Hafenschlick konstruiert? Abwarten, Daumen drücken! Und vor allem den trefflichen Kosenamen für uns Uwe eifrig gebrauchen ...
Potentielle Wähler von APPD-Direktkandidaten und PDS-Liste seien gewarnt, sich am Samstagabend von CDU-leuten oder anderen Parteigängern der herrschenden Bosheit zum Doppelkorn einladen zu lassen. Die Feinde des Volkes arbeiten mit allen Mitteln, um den rebellischen Wähler nach vorn zum Urnengang in den Absturz zu treiben. Am besten irgendwo unter Freunden in einer Tag- und Nachtkneipe solidarisch ausharren und dann nach dem Frühstückspfeifchen gemeinsam im Wahllokal antreten, um das Vermächtnis von Karl & Groucho Marx und Pipi Langstrumpf zu erfüllen. Mahnt
Ulrich „Redsox“ Reineking
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