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„Da sind Sicherungen durchgeknallt“

■ Interview mit Klaus Bernbacher, früher Abteilungsleiter für E-Musik bei Radio Bremen, derzeit für die AfB im Rundfunkrat

taz: Was ist passiert in den letzten zwei Wochen?

Klaus Bernbacher: Auf der ARD-Konferenz in Potsdam letzte Woche haben die großen ARD-Anstalten angekündigt, daß sie den kleinen den Finanzausgleich streichen wollen ...

Das ist doch seit Monaten bekannt. Warum die Nacht der langen Messer in der Senatskanzlei?

Das kann ich nur so deuten, daß da ein gewisser Größenwahn bei der SPD nach diesem Wahlergebnis vorhanden ist.

In der Senatskanzlei?

Da sind Sicherungen durchgeknallt.

Bürgermeister Scherf soll den Intendanten Klostermeier regelrecht angeschrieen haben.

Ja. Die Forderung, Klostermeier abzulösen, wird ja von der CDU schon länger vorgetragen. Bei der SPD waren es bisher nur der Fraktionsvorsitzende Christian Weber ...

... und nun die Senatskanzlei. Und der SPD-Landesvorsitzende? Der sitzt im Rundfunkrat und hat da nie Signale gesetzt.

Und der stellvertretende Rundfunkrats-Vorsitzende, der SPD-Medienpolitiker Horst Isola?

Der ist da indifferent, das weiß man nicht so genau, was der will.

Wer fährt für Radio Bremen zur nächsten ARD-Konferenz?

Der Intendant Klostermeier.

Der wird doch nicht mehr als Gewicht ernst genommen.

Das ist ja gerade das Schlimme.

Wie geht es nun weiter?

Am 13. Oktober im Medienausschuß müssen die Parlamentarier der Koalition diesen neuen Passus ja in die Gesetzesberatungen einbringen. Am 9. Oktober tagt der Rundfunkrat ...

... und setzt Klostermeier ab?

Daß da die für die Abwahl erforderliche 2/3-Mehrheit zustande kommt, sehe ich nicht. Und eine Wahl von dem CDU-Landesvorsitzenden Bernd Neumann zum Intendanten halte ich auch für undenkbar. Die kommen über den Rundfunkrat nicht weiter, deshalb wollen sie es über einen Kopf-Ab-Passus im Gesetz machen.

Das bedeutet: Intendant Klostermeier bleibt vorerst im Amt ...

... und nach dem 31. Dezember trifft man sich möglicherweise vor Gericht, natürlich.

... und führt die Verhandlungen mit den ARD-Anstalten.

Ja sicher. Er ist ja Intendant. Er kann nur abberufen werden durch eine Abwahl im Rundfunkrat.

Was würden Sie der Belegschaft von Radio Bremen raten?

Das ist sehr schwer. Die haben sich solidarisiert mit der Leitung. Ich weiß aber von der Versammlung am Mittwoch vormittag, daß das Direktorium eine ziemlich desolate Vorstellung gegeben hat. Ich glaube, die Belegschaft ist sehr beunruhigt über die Führungsqualitäten dieses Direktoriums. Das muß man auch sehen. Da sind auch große Ängste. Das hat aber nichts damit zu tun, daß sie sich dagegen verwehren, wie hier in die Rundfunkfreiheit eingegriffen wird. Da sitzen Leute in einer nebeligen Nacht im Rathaus und sagen: Wir setzen den ganzen Laden ab. Das ist eine Kabale. Int.: K.W.

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