■ Die Anderen: "Die Zeit" begrüßt den rot-grünen Pragmatismus / Die "Stuttgarter Zeitung" fragt, was linke Regierungen heute tun können
„Die Zeit“ begrüßt den rot-grünen Pragmatismus: Selbst unter den Parteigängern von SPD und Grünen jauchzte es verhalten: Temperatur und Temperament hielten sich in Grenzen. Kein Tanz wie auf dem Platz der Bastille, wo 1981 die französische Linke den Triumph von François Mitterrand feierte, auch keine glückselige Nacht wie auf dem Trafalgar Square, als Tony Blairs Fans ihre Hymnen schmetterten. Genugtuung über diesen Machtwechsel, aber die Hoffnung kommt fast illusionslos daher. Gelassen bleibt der Bürger. Die haben nun ihre Chance, die sollen beweisen, daß es auch anders geht mit dieser Nation, die in Selbstzweifel und Selbstmitleid versank. Das Land zeigt ein bißchen Mut, in Leichtsinn verfällt es nicht.
Die „Stuttgarter Zeitung“ fragt, was linke Regierungen heute tun können: Noch ist Schröder nicht Kanzler, da war er schon in Paris. Demonstrativ hat er damit die Kontinuität deutscher Außenpolitik bestätigt. Und zugleich konnte Schröder mit Jospin seinen Wahlsieg feiern. Es ist erst der Anfang. Denn die gesamte europäische Linke hat Grund zu feiern. Was aber heißt linkes Denken, wenn die Staaten heute vor der Aufgabe stehen, bürokratische Hemmnisse einzureißen, Zuschüsse zu kürzen, Renten- und Sozialversicherung zu sanieren, günstige Investitionsbedingungen für weltweit operierende Konzerne zu schaffen? Wie mächtig ist heute ein Kanzler im Vergleich etwa zum Vorstandsvorsitzenden von Daimler-Chrysler?
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