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Kleinkarierte Leser

■ betr.: „Wende gut, alles gut“, (Querspalte), taz vom 28. 9. 98

Untersuchungen zur politischen Semantik sind selbstverständlich oftmals aufschlußreich, doch bleiben für den kleinkarierten Leser nach der Lektüre von Robin Alexanders Artikel wichtige Fragen offen.

Was zum Beispiel hat der (heute unverständlicherweise umbenannte) „Expeditionschor“ denn gesungen? Gab es nur einen oder – der Plural „Kriseninterventionskräfe“ (sic!) legt es nahe – gab es deren mehrere (die möglicherweise auf längeren Expeditionen abwechselnd gesungen haben)? Und welchen Zweck verfolgten die Expeditionen der Chöre? Verbreitung deutschen Liedgutes? In Krisengebieten gar?

„Die neuen Begriffe klingen komplizierter und wichtiger als die alten“, schreibt Herr Alexander. Wie wahr, doch wie wir sehen, birgt das Alte – von mir aus: Überkommene, Überholte – nicht nur unerwartete Tücken, sondern auch manch schöne, nachgerade pazifistische Anregung. War doch schon Herr Mayer-Vorfelder, seinerzeit noch Kultusminister seines Bundeslandes, der Meinung, mit fröhlich-volkstümlichem Gesang auf den Lippen ließe sich manche Lebenshürde besser nehmen als unter der Knute bläßlich-angekränkelter Gedankenschwere.

Hier kann die Losung nur sein: Zurück zum Bewährten. Schluß mit wichtigtuerischer „Krisenintervention“. Schickt sie aus, die Chöre. Singen im und für den Kosovo. Die Serben werden's danken. Max Reinhold,

Markus Lessmann

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