Das Portrait
: Der schwache Schöngeist

■ Thomas Goppel

„Er wird der wichtigste Mann in der Partei neben mir sein“, lobt Bayerns Ministerpräsident und künftiger CSU-Chef, Edmund Stoiber, den Mann, der im Januar Generalsekretär der CSU werden soll. „Neben Stoiber“, das weiß auch der auserwählte Thomas Goppel, kommt lange aber gar nichts. Die Machtzentrale wird künftig nicht in der Partei, sondern in Stoibers Staatskanzlei verortet sein.

Goppel soll, so lautet Stoibers Arbeitsauftrag, die CSU „gut darstellen“. Darauf versteht sich der Doktor der Philosophie, zumindest was seine eigene Person betrifft. Der 51jährige tat sich bislang stets als Schöngeist hervor, belesen, Pfeife rauchend, selten um ein Zitat eines berühmten Mannes verlegen. Bei öffentlichen Auftritten fiel er laut Süddeutscher Zeitung vor allem dadurch auf, daß er seine „kunstvoll gedrechselten Redegirlanden manchmal selbst nicht mehr versteht“.

Nach dem Abitur trat er 1967 in die CSU ein. Er studierte Philosophie, Pädagogik und Psychologie, war kurze Zeit als Grundschullehrer tätig und machte 1982 seinen Doktor. Da saß er schon acht Jahre im Landtag. 1986 rückte er zum Staatssekretär ins Wissenschaftsministerium auf. Weniger seiner Qualitäten wegen, munkelte man, als vielmehr in seiner Eigenschaft als Sohn des langjährigen Ministerpräsidenten Alfons Goppel. Als Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten fiel er anschließend lediglich durch seinen Plan auf, den bayerischen Sitz in Brüssel möglichst nobel auszugestalten. 1994 beförderte ihn Stoiber zum Umweltminister.

Bereits nach einem Jahr rügte der Personalrat seine Vetterleswirtschaft und kritisierte, Goppel habe sein Ministerium „totorganisiert“. Stoiber mußte die Umweltpolitik zur Chefsache machen. Unterdessen entwickelte Schöngeist Goppel unvermutete Wadlbeißer-Qualitäten, beschimpfte AKW- Gegner als „Sauköpf'“, geißelte Gentechnik-Kritiker als „Blockadebrüder und –schwestern“. Doch nun darf er, entgegen aller bisherigen Tradition, als CSU-Generalsekretär nicht den Mann fürs Grobe spielen. Das erledigt Erwin Huber, Stoibers rechte Hand in der Staatskanzlei. Goppel soll, so Stoiber, seine „sympathische Ausstrahlung“ wirken lassen. Mehr nicht. Stoiber will einen schwachen Mann auf dieser Parteiposition. Goppel ist dafür die ideale Besetzung. Bernd Siegler