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Jugendzeitung ohne Jugend

Ein ABM-Projekt bringt die dreisprachige „Cult“ heraus. Doch es fehlt noch an Themen, Infrastruktur und vor allem an Beteiligung von den Jugendlichen  ■ Von Julia Naumann

Total „cultig“ soll sie sein, die neue Jugendzeitzeitschrift Cult, die jetzt erstmals dreisprachig in Mitte und den angrenzenden Bezirken erschienen ist. Ihre Klientel sind Kids mit deutscher, türkischer und russischer Herkunftsprache. Mit einem „außergewöhnlichen Inhalt und Layout soll die Stimme von unten widergespiegelt werden“, heißt es im Editorial. „Nicht aus einer erzieherischen Perspektive wollen wir berichten“, sagt Mitarbeiter Halil Can, „sondern aus der Perspektive der Jugend.“

Doch davon ist in der ersten Ausgabe noch nicht viel zu merken: Bisher arbeiten noch keine Jugendlichen an der kostenlosen Zeitschrift mit, denn Cult ist ein ABM-Projekt, das sehr kurzfristig vor acht Wochen bewilligt wurde. Die zwölf ABMler, unter anderem JournalistInnen, Kameramänner und EDVlerInnen, sind zwischen 25 und 40 Jahre alt. Erklärtes Ziel sei jedoch, so Can, „Jugendliche anzubinden“. So seien schon vielfältige Kontakte zu Freizeitheimen und Schulen geknüpft worden.

Vielleicht liest sich die erste Ausgabe deshalb auch noch ein bißchen altbacken und ohne Leben: So berichtet Cult schwerpunktmäßig über den künftigen Regierungs-Bezirk und die mangelnden Freizeitmöglichkeiten für Jugendliche. Doch authentische Stimmen sind in dem Artikel nicht zu finden. Auch die anderen Themen wirken eher, als seien sie aus der Perspektive von Sozialarbeiterinnen geschrieben als auf der Straße oder in einem Club aufgefangen. So gibt es einen Artikel über Streetwork und über ein Jugendcamp in der Türkei. Das Thema Rechtsextremismus unter Jugendlichen und die Ausbildungsmisere werden ebenfalls angerissen, doch wirklich Spannendes ist dort nicht zu lesen. Nur eine Umfrage zur Bundestagswahl bringt ein bißchen Leben in das Magazin.

Wirklich neu ist dagegen, daß die Mehrzahl der Artikel sowohl in Deutsch als auch in Russisch und Türkisch abgedruckt sind. Die Cult-MitarbeiterInnen, unter anderem eine Spätaussiedlerin aus Rußland und mehrere TürkInnen, hoffen, so „dialogfördernd“ zu wirken.

Neben der Zeitschrift, die einmal im Monat erscheinen wird, ist auch eine regelmäßige Fernsehsendung, „Cult-TV“, im Offenen Kanal geplant. Auch eine Homepage im Internet soll eingerichtet werden. Doch die Infrastruktur für das multimediale Projekt ist bisher nicht vorhanden. Denn das ABM- Projekt, für ein Jahr bewilligt, hat lediglich einen Etat von 600.000 Mark. Bei zwölf MitarbeiterInnen bleibt für Schnittplätze, Computer und Fotolabore wenig Geld übrig. Und: Die Richtlinien verbieten, Investionenen über 800 Mark zu tätigen. „Deshalb hat das natürlich einen laschen Beigeschmack“, sagt Zeynep Gündüz, Mitarbeiterin von Cult. Doch die Cult-Crew hofft auf zahlreiche Spenden und auf Jugendliche, die an dem Projekt mitarbeiten wollen. „Dann werden wir sicher viele spannende Ausgaben und Sendungen machen“, sagt Cult-Redakteurin Anke Brendel.

Cult, Jugendzentrum Omayra, Engeldamm 68, Telefon: 27592700

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