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Problemdroge Alkohol

■ Fachtagung relativiert die Ausmaße des Konsums illegaler Drogen

Kurt-Jürgen Lange kann das Wehklagen über die vermeintlich erschreckenden Ausmaße des illegalen Drogenkonsums in Hamburg nicht mehr hören. „Die eigentlichen volkswirtschaftlichen Lasten entstehen durch übermäßigen Alkoholkonsum“, rückte der Drogen-Referent in der Gesundheitsbehörde gestern am Rande einer Drogen-Fachtagung von Techniker Krankenkasse und Büro für Suchtprävention die Verhältnisse zurecht. Lange untermauerte seine These mit „repräsentativen Daten zu Konsumtrends bei legalen und illegalen Drogen“, die das Münchner Institut für Therapieforschung ermittelte.

Erstmals seit 1990 liegen damit für Hamburg wieder landesspezifische Zahlen vor. Ähnlich wie im Bundestrend wird die Hitliste angeführt von Alkohol, gefolgt von Nikotin und Cannabis. Obwohl die meisten Befragten „moderate Trinkgewohnheiten“ an den Tag legten, pflegten viel zu viele, 250.000 nämlich, „einen problematischen Alkoholkonsum“.

Überraschend: Es rauchen wieder mehr Jugendliche in Hamburg. Ging die Zahl der jugendlichen Raucher (15 bis 17 Jahre) in den vergangenen Jahren im Bundesdurchschnitt stetig zurück, so stieg die Zuwachsrate in Hamburg von 23 (1990) auf 36 Prozent (1997). Damit rauchen in der Hansestadt prozentual gesehen ebenso viele Jugendliche wie Erwachsene. Das oft als Party-Droge bezeichnete Ecstasy dagegen ist keine „Jugenddroge“: „Ecstasy ist eine Geschichte, die erst mit 18 Jahren beginnt“, so Lange. Der Anteil der Minderjährigen, die Ecstasy schluckten, sei verschwindend gering.

Jeder fünfte Hamburger habe bereits „Erfahrung mit illegalen Drogen gemacht“, meistens mit Haschisch oder Marihuana. Die Probierbereitschaft der Drogen-Unerfahrenen stieg hierbei an (1990: 10 Prozent, 1997: 20 Prozent). Das, so Lange, „spiegelt bloß die Cannabis-Debatte wieder: Ist das Zeug wirklich so gefährlich?“ Heike Haarhoff

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