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Verschwinden amtlich

■ 1.735 Algerier gelten offiziell als vermißt

Madrid (taz) – Die Proteste der Mütter von Algier, die sich jeden Mittwoch unter dem Motto „Gebt uns unsere Kinder zurück“ versammeln, zeigen erste Erfolge. Das Innenministerium gab am Donnerstag erstmals eine offizielle Zahl der Verschwundenen bekannt. Seit Anfang September in allen Provinzen Büros zum Anzeigen von Verschwundenen eingerichtet wurden, seien insgesamt 1.735 Anzeigen von Familien eingegangen, die einen Angehörigen vermissen. 212 davon würden „wegen Verstoßes gegen das Gesetz“ polizeilich gesucht, heißt es, ohne genauer auszuführen, ob ihnen die Zugehörigkeit zu bewaffneten islamischen Gruppen vorgeworfen wird. 140 weitere Fälle seien „erfolglos“ untersucht worden, seitdem sie vermißt gemeldet wurden. Die restlichen 1.383 Fälle würden weiter bearbeitet. Das Innenministerium gibt damit erstmals zu, was Menschenrechtsgruppen seit Ausbruch der Krise 1992 Armee und Polizei vorwerfen: In Algerien verschwinden Menschen einfach. rw

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