Ein richtiger Schritt zur richtigen Zeit

■ HSV-Amateure beweisen mit dem 2:1 gegen Cloppenburg, daß sie doch noch siegen können

Zehn Minuten vor dem Spielende stürmt HSV-Angreifer Christoph Babatz allein auf das Tor der Cloppenburger zu. Je näher er dem gegnerischen Kasten kommt, desto langsamer wird er. Sein Schuß landet weit im Aus. Doch auf die miserablen Sichtverhältnisse bei spärlichster Beleuchtung auf dem Wolfgang-Meyer-Sportplatz in Stellingen wollte er das nicht schieben: „Natürlich war das nicht schön“, bekannte Babatz, der noch zwei weitere Chancen ungenutzt ließ, „aber wichtig ist, daß wir gewonnen haben.“

Gewonnen. Nach sieben Spielen in Folge ohne dreifachen Punktgewinn ließen sich die HSV-Kicker dieses Wort auf der Zunge zergehen. Und es war gar nicht so einfach gewesen. Denn obwohl die Cloppenburger am Ende nur noch mit zehn Mann auf dem Feld standen, nutzten die Hamburger ihre Tormöglichkeiten nicht konsequent genug aus. „Wir hätten mehr reinmachen müssen, so ist es doch noch ein Zittersieg geworden“, befand Hamburgs Angreifer Marek Trejgis nach dem Schlußpfiff. „Aber es war verdient, denn wir haben alle an einem Strang gezogen“, resümierte der 23jährige.

Trainer Ralf Schehr fiel ein Stein vom Herzen: „Mir geht es jetzt etwas besser, aber das ist noch kein Grund zur Euphorie“, warnte der Coach. Wochenlang hatte man im HSV-Umfeld spekuliert, was der Grund für die sieglose Serie sei. „Ich kann es mir einfach nicht erklären. Die Jungs wollen doch. Und sie trainieren gut“, war auch Hamburgs Ex-Manager Horst Eberstein ratlos. Immer wieder hatten individuelle Fehler das Team um die Punkte gebracht. An diesem Freitag aber war alles anders.

Der HSV erzielte schon nach zwei Minuten durch Mahmut Yilmaz den für alle Anwesenden überraschenden Führungstreffer. „Wir haben die ersten 20 Minuten richtig gefightet, sind dann aber etwas eingebrochen“, befand Babatz. Folgerichtig fiel in der 28. Minute der Ausgleichstreffer für die Niedersachsen durch Tibor Zsakovics. Doch dann brachte HSV-Coach Ralf Schehr zur Halbzeit zwei frische Spieler, von denen sich mit Robert Matiebel in der 62. Minute einer als Joker auszeichnen konnte. „Bei der Chancenauswertung waren wir noch nicht clever genug“, kritisierte Schehr nach dem Spiel, „trotzdem denke ich, daß es sich bewährt hat, mit drei Stürmern zu beginnen.“

Auf der Pressekonferenz wurde der bis dahin ruhige HSV-Manager Bernd Enge hektisch. Hingen doch tatsächlich die Wimpel an der Container-Wand in einer falschen Reihenfolge. Wo sonst der aktuelle Tabellenstand zu erfahren war, war noch nicht einmal das Ergebnis der Donnerstags-Partie Meppen gegen Osnabrück eingearbeitet worden. Eilends wurden die Wimpel so umgehängt, daß der HSV sich auf dem Platz vor Emden befand.

Das Schlußwort gebührte dann dem Trainer: „Das war ein richtiger Schritt zur richtigen Zeit in die richtige Richtung.“

Stefanie Pape