: Brauchen Flüchtlinge Nato-Bomben? –betr.: „Abschied von der Realpolitik“ von Micha Brumlik / Hajo Funke, taz vom 8.10.98
„Die Menschen im Kosovo haben ein Recht auf Leben.“ Darauf wäre ich ohne das taz-Duo nicht gekommen. Nicht Solidarität, Anteilnahme und Fürsorge brauchen demnach die „in die Wälder geflüchteten Menschen“, sondern Nato-Bomben. Seit Jahren schon werden in Deutschland Tragödien und Katastrophen im Ausland für die eigenen innenpolitischen Erfordernisse mißbraucht. Um „die Menschen“ am Golf, in Kurdistan, in Ruanda, in Bosnien und jetzt im Kosovo ist es den Herren Fischer, Brumlik und Co. nie gegangen.
Wer für Nato-Bomben auf „Menschen“ in Restjugoslawien eintritt, hilft nicht den „in die Wälder geflüchteten Menschen“, sondern einzig und allein den machtbesoffenen Turnschuh-68ern, die alles daran setzen, ihre Väter und Großväter noch zu übertreffen. [...] Martin Fischer, Bonn
betr.: „Alles eine Frage des (Nato-)Interesses“ von Ömer Erzeren, taz vom 7. 10. 98
Richtig: Eine Nato-Intervention im Kosovo wird, wenn überhaupt, auch aus machtpolitischen Erwägungen heraus beschlossen werden. Doch die Alternative dazu – über die sie kein Wort verlieren – wäre, den serbischen Faschisten eine Fortsetzung ihrer „ethnischen Säuberung“ zu erlauben und Hunderttausende albanische Flüchtlinge einer Katastrophe zu überantworten.
Wie Sie als Türkei-Experte eigentlich wissen sollten, haben Menschenrechtsorganisationen wie die Gesellschaft für bedrohte Völker nie zu den Massakern und Vertreibungen von Kurden durch den Nato-Partner Türkei geschwiegen. In einem offenen Brief an Madeleine Albright vom 18. 9. 98 haben wir die US-Regierung bezichtigt, noch immer die radikal-islamischen Taliban zu unterstützen, die bei ihren jüngsten Eroberungen im Norden Afghanistans Tausende Angehörige der Hazara-Minderheit ermordet haben.
Nebenbei: Ankara zu bombadieren ist allein Ihre Idee. Wir haben nie ein Bombardement Belgrads und anderer serbischer Städte befürwortet. Es geht allein um militärische Ziele. Andreas Selmeci, Gesellschaft für bedrohte Völker
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