Unterm Strich

Immer wieder erstaunlich: Wo andere Zeitungen Leserbriefe abdrucken, haben wir eine Meinungsseite. Gestern war von Wiglaf Droste viel über „Entgegnung“ und „Polemik“ gegen „Jubelperser“ die Rede, womit der deutsche Ex-taz-Redakteur die liebe Kollegin Mariam Lau meinte. Aber so sind sie halt, die Kreuzberg-Patrioten: Ganz der alte Simplicissimus, schnappt der Bullterrier zu, wenn von rot-grüner Begeisterung die Rede ist, damit der Wurstzipfel nicht ungebissen an ihm vorbeizieht. Dabei will es doch gerade Herr Naumann auch für einen wie Droste besser machen nach dem Wechsel. Der Buchpreis soll nicht aus seiner Bindung gehoben werden, wie Naumann kürzlich in der Zeit verkündigte, damit Kleinverlage auf dem Markt bestehen können. Darüber sollte sich selbst der bullige Dichter freuen, wenn er sich schon die Zeit zum Nachdenken nimmt. Man muß ja nicht immer gleich wiggi wiggi machen.

Essen, du hast es besser: Knapp 342.000 BesucherInnen haben die am Sonntag beendete Ausstellung „Paul Gauguin – Das verlorene Paradies“ im Museum Folkwang besucht. Die Mitte Juni eröffnete Präsentation mit rund 100 Werken des impressionistischen Malers war damit nach Einschätzung von Museumsdirektor Georg W. Költzsch die wohl bestbesuchte Gemäldeschau des Jahres in einem deutschen Museum. Bei einer vorherigen Ausstellung in der Stuttgarter Staatsgalerie waren im 150. Geburtsjahr Paul Gauguins immerhin 267.000 Gäste gezählt worden.

Trotz eines ausgeklügelten Besuchersystems war der Ansturm in den letzten Tagen „wie eine Flut“, sagte Költzsch am Sonntag. Allein am 3. Oktober wurden über 6.000 Eintrittskarten verkauft. All diese Zahlen könnten den Freunden der Nationalgalerie in Berlin ein wenig Mut machen: Für ihre Ausstellung „Sensation“ mit young british art aus der Saatchi-Sammlung brauchen sie an die 250.000 verkaufte Tickets, damit die Show kein Flop wird.

Die britische Schauspielerin Joan Hickson ist im Alter von 92 Jahren gestorben. Ihre Karriere begann Hickson bereits 1927, aber der Durchbruch kam, als sie mit 78 Jahren für die Rolle der scharfsinnigen Amateurdetektivin Miss Marple aus den Agatha- Christie-Kriminalromanen für eine TV-Serie der BBC ausgesucht wurde. Die Serie wurde in rund 30 Ländern gezeigt.