■ Mit Antibiotika im Tierfutter auf du und du
: Erste Runde gewonnen

Berlin/Luxemburg (taz/ AFP) – Die EU will einen Teil der Antibiotika in Tierfuttermitteln verbieten. Das kündigte ein Kommissionssprecher am Montag am Rande des Treffens der Agrarminister der Europäischen Union (EU) in Luxemburg an. Dabei gehe es vor allem um Antibiotika, die auch als Medikamente bei der Behandlung von Menschen eingesetzt würden und bei denen die Gefahr einer Resistenz bestehe.

Derzeit sind acht Antibiotika zugelassen. Sie werden als Wachstumsförderer zugefüttert, aber auch regelmäßig zur Vorsorge verabreicht, damit die modernen Mastställe nicht ständig von Epidemien heimgesucht werden. Vier der acht Stoffe sollen nun aus den Ställen verbannt werden.

Ein solcher Vorschlag der Kommission muß noch von den Ministern der EU-Mitgliedsstaaten angenommern werden. Es genügt hierfür jedoch eine qualifizierte Mehrheit, Einstimmigkeit ist nicht vonnöten. Die Skandinavier, die Niederlande, Luxemburg und Deutschland haben sich schon für ein teilweises oder totales Verbot ausgesprochen. Andere Länder wie Großbritannien oder Frankreich forderten, erst das Ergebnis zweier Forschungskommissionen abzuwarten. Mit deren Resultaten wird allerdings erst im Frühjahr gerechnet.

Ein totales Verbot der Impfstoffe – wie von Verbraucher- und Umweltschützern gefordert – hält Agrarkommissar Fischler jedoch nicht für gerechtfertigt. Es fehle der wissenschaftliche Beweis der Schädlichkeit. Ohne eine „wissenschaftliche Grundlage“ könnten Hersteller der Arzneistoffe vor dem Europäischen Gerichtshof oder der Welthandelsorganisation (WTO) klagen. Wie beim Zulassungsverfahren müsse jede Substanz einzeln geprüft werden.

Andererseits sieht es aber danach aus, als lasse Fischler die Schweden gewähren: Die hatten Antibiotika im Tierfutter generell verboten, was eigentlich im Gegensatz zu gültigen EU-Regeln steht. Nur zur Behandlung von akuten Krankheiten dürfen Tierärzte dort noch zu den Bakterienkillern greifen. Auch die Dänen sind durch einen jüngsten Todesfall aufgeschreckt: Dort war eine Frau an Salmonellen aus verseuchtem Schweinefleisch gestorben, weil der Bakterienstamm gegen die gängigen Antibiotika resistent geworden war.

Im Streit mit den USA um Hormone im Rindfleisch fährt Fischler anscheinend weiter eine hinhaltende Taktik. Vor nächsten Mai seien keine Resultate der laufenden Studien zur Gesundheitsschädlichkeit von sechs Hormonen zu erwarten, sagte er am Montag in Luxemburg. Die USA haben die EU vor der Welthandelsorganisation verklagt. Begründung: Es sei wissenschaftlich nicht bewiesen, daß die Hormone auf dem Teller wirklich gesundheitsschädlich seien. rem