■ Querspalte: Die Teilzeitehe
Alle Welt redet von Teilzeitarbeit. In den Zeiten der Globalisierung müsse die verbliebene Arbeit gerecht aufgeteilt werden... Alles richtig, alles wunderbar. Wie halbherzig wir sind, führen uns die ÄgypterInnen vor: Dort geht der Trend zur Teilzeitehe. Im Unterschied zum Normalehemann, der frau ständig auf den Füßen steht, besucht der Teilzeitehegatte seine Teilzeitehegattin nur drei- bis viermal die Woche und nie über Nacht. Der größte Vorteil einer Teilzeitehe, so die Ägypterinnen, besteht darin, daß frau nicht mehr alles stehen und liegen lassen muß, um dem Manne zu dienen. Sie kann das höhere Prestige einer verheirateten Frau einheimsen und wird dennoch nicht gezwungen, sich die Gunst ihres Buhlen immer aufs neue mit originellen Kichererbsenrezepten oder raffinierten Schleierabwurfspielchen zu erwerben.
Die neuorientalische Teilzeitregelung sollte uns zum Vorbild gereichen. Eine Abordnung des Deutschen Unternehmerinnenverbandes und der Deutschen Hausfrauengewerkschaft sollte schleunigst mit der neuen Bundesregierung den Koalitionsvertrag noch einmal gründlichst umarbeiten. Neben der Propagierung und Förderung der Teilzeitehe sollte dabei auch die Propagierung und Förderung des Teilzeitkindes im Mittelpunkt stehen. Milliarden von Steuergeldern, die für Erziehungsgeld, Kindergärten und Schulen verschwendet werden, könnten eingespart werden, wenn sich zwei, drei oder vier Familien zusammenschließen, um sich ein Kind zu teilen. Geteiltes Gegreine ist halbes Gegreine. Die Teilzeitrevolution ist nicht mehr aufzuhalten. Teilzeitarbeitnehmer, Teilzeitehen, Teilzeitkinder, Teilzeithaustiere werden Deutschland bevölkern. Streng nach Geschlecht quotierte Teilzeitkanzler werden folgen, wobei noch zu klären ist, ob die Teilzeitministerin Andrea Fischer Gerhard Schröders Amtspartnerin sein wird oder Doris Schröder-Köpf – qua in Hannover und Bonn geführter Teilzeitehe. Wenn dann auch noch die erste Milchkuh nach Teilzeit muht, dann werden wir wissen: Die Revolution hat gesiegt. Ute Scheub
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