: Keine UN-Resolution zu Kosovo
■ Rußland lehnt britischen Entwurf ab. Nato-Delegation will wieder in Belgrad über Erfüllung der UN-Resolution verhandeln. Vertreter der OSZE bereitet Mission vor. Neue Gefechte im Kosovo
Priština/Brüssel (AFP) – Vier Tage vor Ablauf des Nato-Ultimatums an den jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević hat sich der UN-Sicherheitsrat noch nicht auf eine neue Kosovo-Resolution einigen können. Es habe zwar „wichtige Fortschritte“ gegeben, sagte der Vorsitzende des obersten UN-Gremiums, Jeremy Greenstock, in New York. Es seien aber noch weitere Diskussionen nötig. London hatte einen Entwurf vorgelegt, der jedoch von Rußland abgelehnt wurde, weil er Militärschläge der Nato gegen serbische Stellungen vorsieht.
Der Nato-Rat beschloß gestern die Entsendung einer neuen Mission nach Belgrad, um Milošević zur Erfüllung seiner Zusagen für eine friedliche Lösung des Konflikts zu bringen. Die Delegation solle heute nach Belgrad reisen, hieß es gestern nach Beratungen der Nato-Botschafter am Sitz der Allianz in Brüssel. Die Nato hat Milošević eine Frist bis Dienstag gesetzt, um die Forderungen der UN-Resolution 1199 zu erfüllen. Sie sieht unter anderem den Abzug der serbischen Sondereinheiten aus dem Kosovo und die ungehinderte Flüchtlingsrückkehr vor.
Gestern traf im Kosovo der Delegationsleiter der geplanten OSZE-Mission, William Walker, ein, um die Entsendung der 2.000 OSZE-Beobachter vorzubereiten. Zuvor hatte hatte er Gespräche mit Vertretern der Kosovo-Albaner sowie Milošević geführt. Der jugoslawische Präsident erklärte dabei einer in Belgrad verbreiteten Mitteilung zufolge, er hoffe auf eine „erfolgreiche Zusammenarbeit“ mit den OSZE-Beobachtern.
Aus dem Kosovo wurden unterdessen erneut Gefechte gemeldet, Ein jugoslawischer Soldat wurde nach Angaben der Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug am Donnerstag getötet, als albanische Unabhängigkeitskämpfer zwischen Priština und Pec einen Konvoi von Militärfahrzeugen angriffen. Die albanischsprachige Zeitung Koha Ditore berichtete gestern, serbische Einheiten hätten im Raum Klina mehrere Dörfer unter Beschuß genommen. Auch der politische Führer der Kosovo- Albaner, Ibrahim Rugova, berichtete gestern von neuen Gefechten. Die Dörfer rund um Malisevo, südwestlich von Priština, und Djakovica an der Grenze zu Albanien seien erneut bombardiert worden.
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