piwik no script img

Unterm Strich

Noch immer schließen sich Mißverständnis und Widerstand nicht aus: Eine Protestaktion gegen Martin Walser hat am Sonntag in Berlin die Eröffnung der 7. Berlin-Brandenburgischen Buchwochen begleitet. Der diesjährige Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels las aus seinem Roman „Ein springender Brunnen“. Demonstranten warfen von den Rängen des Berliner Ensembles Flugblätter herab, auf denen Walser vorgeworfen wird, sich mit seiner Rede in der Frankfurter Paulskirche „endgültig als rechtsextremistischer Intellektueller geoutet“ zu haben. Der Autor hatte die Instrumentalisierung der Scham über die Verbrechen des Nationalsozialismus kritisiert.

Auf den Flugblättern heißt es, den Friedenspreis habe Walser damit nicht für vermeintliche Verdienste um den Weltfrieden, sondern „um den Frieden der Deutschen mit sich selbst und ihrer Geschichte“ erhalten. Es gehe Walser darum, die Deutschen, die zur Zeit des Nationalsozialismus lebten, zu rehabilitieren. Deswegen „hetze“ er auch gegen das geplante Holocaust-Mahnmal in Berlin. „Deutschland denken heißt Auschwitz denken“, heißt es in dem Flugblatt der Demonstranten. Und dieses Denken ist offenbar eine schwierige Angelegenheit.

Im Alter von 90 Jahren ist Paul Misraki gestorben. Der französische Komponist zahlreicher Hollywood-Filmmusiken war Wegbereiter des Swing in Frankreich. In Istanbul geboren, verbrachte Misraki den größten Teil seines Lebens in Frankreich. In den 30er Jahren feierten er und Ray Ventura mit einer neuen Version des Swing in Frankreich große Erfolge. In den 40er Jahren wandte er sich der Filmmusik zu und arbeitete unter anderem für die Produktionsfirma RKO Pictures. Er komponierte den Soundtrack für mehr als 160 Filme, darunter „Alphaville“ von Jean-Luc Godard, „Herr Satan persönlich“ von Orson Welles oder Luis Buñuels „Pesthauch des Dschungels“.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen