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Anzeige gegen Atomtransporteure

■ Harz tropft, doch Aufsicht wurde wieder einmal nicht benachrichtigt

Berlin (taz) – Die hessische Atomaufsicht hat gestern einen leicht unfreundlichen Brief an Klaus Distler geschrieben, den Chef des AKW Biblis. Der soll einen Bericht über weitere, bisher nicht bekannte Defekte an Atomtransportbehältern anfertigen. Umweltministerin Priska Hinz (Bündnisgrüne) will die Unterlagen schon heute haben: „Es muß dringend geklärt werden, ob und was damals festgestellt wurde und warum die Atomaufsicht bis heute nicht darüber informiert wurde.“

Der Spiegel hatte gestern einen internen Bericht der französischen Atomfirma Cogema zitiert. Demnach wurden schon im Jahr 1985 bei Transporten von abgebrannten Brennelementen von den Reaktoren Biblis und Unterweser Defekte an der Außenseite von Behältern des Typs NTL 10 entdeckt. An der Unterseite eines der Stahlsärge fanden Fachleute geschmolzenes Harz. Dieses Harz soll eigentlich im Innern der Behälter bleiben und als Schutzschicht einen Großteil der gefährlichen Neutronen abschirmen. Die Cogema sandte die brisante Untersuchung auch an den Chef der Hanauer Atomspedition Nukleare Transportleistungen NTL, Klaus Herberholz. Der informierte weder die Aufsichtsbehörde noch die bundeseigene Gesellschaft für Reaktorsicherheit.

Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) stellte gestern eine „zweite Strafanzeige gegen NTL sowie alle anderen Mitverantwortlichen“ bei der zuständigen Staatsanwaltschaft Hanau. Nach den ersten Hinweisen auf den Castor-Transportskandal zur Wiederaufarbeitung nach Frankreich hatte Eduard Bernhard vom BBU-Vorstand schon einmal die NTL Hanau angezeigt. Von der Staatsanwaltschaft kam jedoch bisher noch keine Reaktion. rem

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