: Deutsche wollen Pinochet
■ Auch Anwälte in Köln und Freiburg stellen Strafanzeigen gegen Chiles Ex-Diktator
Bonn/Köln (AFP) – Auch in Deutschland ist nun Anzeige gegen den früheren chilenischen Militärdiktator Augusto Pinochet erstattet worden. Wegen Freiheitsberaubung und Körperverletzung zeigte eine 48jährige Exil-Chilenin gestern bei der Staatsanwaltschaft Köln den Ex-Diktator an. Nach Angaben ihres Anwalts Alfred Bongard wurde die in Köln lebende Frau während des Pinochet- Putsches gegen Chiles sozialistischen Präsidenten Salvador Allende am 11. September 1973 inhaftiert, gefoltert und anschließend in einem Lager interniert.
Die Klägerin mußte Chile später verlassen, wurde in Deutschland als Asylberechtigte anerkannt und verfügt inzwischen über die deutsche Staatsbürgerschaft. Als Ziel seiner Mandantin nannte Bongard die Erhebung einer Anklage gegen Pinochet sowie einen Antrag der deutschen Justiz an Großbritannien auf Auslieferung des Ex-Diktators. Zugleich forderte er die Bundesregierung auf, ihrer Fürsorgepflicht gegenüber der Klägerin als deutscher Staatsangehöriger nachzukommen und sich in London dafür einzusetzen, daß Pinochet nicht freigelassen wird. „Dabei hoffen wir auf Druck durch den Bundeskanzler und den Außenminister“, sagte Bongard.
Auch der Freiburger Anwalt Konstantin Thun wollte gestern abend Strafanzeige gegen Pinochet stellen. Er vertritt zwei Deutsche, die nur wenige Tage nach dem Militärputsch vom 11. September 1973 verschleppt und gefoltert worden waren. Einer von ihnen ist der mittlerweile 70jährige Werner Simon. Simon wurde unter Pinochet gefoltert und kam nach 52 Tagen mit Hilfe der evangelischen Kirche auf freien Fuß.
Thuns Mandanten möchten, daß Pinochet wegen mittelbarer Täterschaft im Zusammenhang mit gefährlicher Verletzung und Freiheitsberaubung verklagt wird. Thun schätzte die Chancen als „recht gut“ ein, daß die Justizbehörden Anklage erheben und einen Antrag auf Auslieferung Pinochets stellen.
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