: Wider das Vergessen
Ausstellungen, Konferenzen und andere Gedenkveranstaltungen zum 60. Jahrestag der Reichspogromnacht in Hamburg ■ Von Jakob Michelsen
Am kommenden Montag jährt sich zum 60. Mal der NS-Pogrom vom 9. November 1938. In ganz Deutschland brannten an diesem Tag Synagogen, etwa hundert Juden wurden ermordet, Zehntausende verschleppten die Nazis in Konzentrationslager. Der Gewaltakt bildete den Auftakt zur verschärften Verfolgung der Juden und Jüdinnen in Nazideutschland, die bald darauf in den systematischen Massenmord mündete. In und um Hamburg wird aus diesem Anlaß in mehreren Veranstaltungen an die Shoa und die deutsch-jüdische Geschichte erinnert.
So dokumentiert das Hamburger Schulmuseum vom 6. bis 29. November in der Diele des Rathauses die Geschichte des jüdischen Schullebens in Hamburg. Im Gebäude der ehemaligen Israelitischen Töchterschule in der Karolinenstraße 35 wird am Montag, dem 9. November die gleichnamige Gedenk- und Bildungsstätte mit der Dauerausstellung „Jüdisches Schulleben am Grindel“ wiedereröffnet. Um 18 Uhr hat dort das Stück „Caroline Sara 35“ Premiere, eine Koproduktion mit dem Thalia-Theater, in dem Geschichte und Gegenwart des Hauses thematisiert werden.
Eine hochkarätige Auseinandersetzung mit dem Holocaust und seinen Folgen verspricht die Konferenz Zeit des Erinnerns: 60 Jahre nach dem Novemberpogrom in Lübeck. Etwa 60 WissenschaftlerInnen aus den USA, Israel, den Niederlanden und Deutschland diskutieren vom 9. bis 11. November in der Hansestadt über die Reaktionen der Öffentlichkeit auf den Pogrom vom 9. November 1938, über den Umgang mit der Geschichte des Holocaust und über didaktische Konzepte in Gedenkstätten, Schulen und Hochschulen. Zu den ReferentInnen zählt auch der US-Historiker Daniel Goldhagen, der vor zwei Jahren eine heftige Debatte um den „gewöhnlichen“ deutschen „Vernichtungs-Antisemitismus“ auslöste.
Die Eröffnung findet statt am 9. November um 20 Uhr in der Lübecker St. Petri-Kirche. Für die Tagung ist eine Anmeldung erforderlich (Tel. 0451/79 04 120); die Gebühr beträgt 150 Mark, für Studierende 100 Mark, für SchülerInnen und sie begleitende Lehrkräfte 50 Mark.
Die Reihe der Hamburger Gedenkveranstaltungen wird am morgigen Donnerstag um 19.30 Uhr vom Auschwitz-Komitee unter dem Motto „Gegen das Vergessen“ in der Hochschule für Wirtschaft und Politik (HWP), Von-Melle-Park 9, eröffnet. Der Zeitzeuge Gerd Moss wird von seinen Erinnerungen an den 9. November 1938 in Hamburg berichten.
Am Montag, den 9. November, um 12 Uhr erinnern die Projektgruppe Jüdische Kultur an der HWP, die Deutsch-Israelische Gesellschaft, die Jüdische Organisation Norddeutscher Studenten (JONS) und andere Organisationen auf dem Joseph-Carlebach-Platz an die Ereignisse der Pogromnacht in Hamburg und an die einstige jüdische Kultur im Grindelviertel.
Am Montag abend um 19 Uhr findet die Gedenkveranstaltung der Jüdischen Gemeinde im Gemeindesaal Hohe Weide 34 statt. Um 20 Uhr sind in der Hochschule für Musik und Theater Texte und Musik zum Thema Antisemitismus und Holocaust zu hören, unter anderem von den im Konzentrationslager ermordeten Komponisten Gideon Klein und Viktor Ullmann.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen