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Harter Kampf um Ortsgespräche

■ Telekom-Chef Ron Sommer greift Regulierungsbehörde an: Liberalisierung drückt Gewinne und führt zu Entlassungen. Behörde entscheidet über Gebühren für private Ortsgespräche

Berlin (taz/rtr) – Die Telekom kämpft um ihren Goldesel: die Ortsgespräche. Rechtzeitig vor der Sitzung der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post am 30. November hat Telekom- Vorstandschef Ron Sommer angekündigt, der verschärfte Wettbewerb schmälere den Gewinn des Konzerns und könne zu einem Preisverfall von bis zu 60 Prozent, aber auch zu mehr Entlassungen und geringeren Investitionen in Deutschland führen. Es werde schwieriger, „die Ergebnisse zu erreichen, die unsere Aktionäre erwarten“, erklärte Sommer gegenüber der Financial Times. Der Kurs der Telekom-Aktie sackte danach um 1,80 auf 44,30 Mark ab.

Sommer kritisierte die Regulierungsbehörde, die es den Telekom-Konkurrenten erlaube, „gefährlich“ in den deutschen Markt einzubrechen. Der daraus resultierende Preisdruck könne zu mehr Stellenstreichungen als geplant führen – der Konzern will seine Mitarbeiterzahl bis 2000 von 230.000 auf 170.000 reduzieren. Bei stagnierendem Umsatz stieg der Telekom-Gewinn im dritten Quartal um 31 Prozent auf 1,05 Milliarden Mark. Die Telekom wehrt sich dagegen, den Konkurrenten Ortsanschlüsse weit unter dem Preis zu überlassen, den sie selbst für die Einrichtung zahlt.

Bei Ferngesprächen in Deutschland hat die Telekom bereits zwischen 14 und 30 Prozent des Marktanteils an private Anbieter verloren. Mehr als doppelt soviel Zeit vertelefonieren die Deutschen aber im Nahbereich. Nun entscheidet die Regulierungsbehörde, wieviel Geld der Konzern von der Konkurrenz monatlich für die Nutzung von Telekom-Anschlüssen bei Ortsgesprächen nehmen darf. „Auf diesem Markt gibt es bisher kaum Wettbewerb“, meinte der Sprecher der Regulierungsbehörde, Rudolf Boll.

Sommers Kritik an der Regulierungsbehörde wird vom Sprecher der Deutschen Postgewerkschaft (DPG), Rudi Vetter, unterstützt: „Die Behörde setzt einseitig auf totale Regulierung der Märkte“, erklärte Vetter. Nötig sei ein Kurswechsel, weil die jetzige Praxis der Deregulierung „total verfehlt“ sei: „Es kann nicht sein, daß im Kabinett ein Bündnis für Arbeit diskutiert wird und eine Behörde ihre Entscheidungen ohne jeden Blick für die Arbeitsplätze trifft.“ bpo

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