: Wieder Aufschub für die bayerische Maxhütte
■ Stahlwerk läuft nur mit Konkursverwalter weiter – 1.400 Jobs sind weiterhin in Gefahr
Nürnberg (taz) – Ich werde dafür kämpfen, das Unternehmen und seine Arbeitsplätze soweit wie möglich zu erhalten.“ Als der Heidelberger Rechtsanwalt und bekannte Konkursverwalter Jobst Wellensiek im schwebenden Vergleichsverfahren der Neuen Maxhütte GmbH (NMH) in Sulzbach- Rosenberg vor die Belegschaft trat, wurde er mit Beifall empfangen. Schon 1987 war er zum Sequestor der traditionsreichen Maxhütte bestellt worden und hatte es geschafft, das marode Unternehmen am Leben zu erhalten.
Jetzt soll er das Oberpfälzer Stahlwerk mit seinen 885 Arbeitsplätzen retten. Auch die 500 Arbeitsplätze des Maxhütte-Rohrwerks wären bei einem Konkurs des Stahlwerks in höchster Gefahr. Mit ihren knapp 1.400 Arbeitsplätzen ist die Maxhütte größter Arbeitgeber in der 21.000 Einwohner zählenden Stadt. Sulzbachs Bürgermeister Gerd Geismann ist heilfroh, daß es der Stadt in den letzten Jahren gelungen ist, rund 40 Betriebe mit über 2.000 Arbeitsplätzen anzusiedeln. Das ständige „Theater bei der Maxhütte“ habe, so Geismann, damit zwar etwas von seinem Schrecken verloren, aber „schlaflose Nächte“ bereite es ihm noch immer.
Die verschafften ihm am Freitag letzter Woche zusätzlich die zerstrittenen Geschäftsführer der NMH. Zunächst hatte der den Gewerkschaften nahestehende Geschäftsführer wegen Zahlungsunfähigkeit Konkursantrag gestellt, dann folgten wenige Stunden später die beiden anderen Geschäftsführer von der Seite des Freilassinger Bau- und Stahlunternehmers Max Aicher mit einem Vergleichsantrag. Aicher hält 44 Prozent der Anteile an der NMH, der Freistaat Bayern 45 und die Mannesmann AG 11 Prozent.
Das Amtsgericht will nun zunächst über den Vergleichsantrag entscheiden. Bis dahin kann die Produktion mit Hilfe eines Massedarlehens weiterlaufen. Das bedeutet, daß der Konkursverwalter ab sofort garantiert, daß der Betrieb die laufenden Kosten den jeweiligen Lieferanten bezahlen kann.
Ein kurzer Aufschub für das von Krisen gebeutelte Stahlwerk. Einstmals arbeiteten 12.000 Stahlkocher in der Maxhütte. Als das Unternehmen 1977 an Krupp und Klöckner verkauft wurde, begann jedoch der steile Abstieg. Im Poker um EG-Stahlquoten stand das vergleichsweise kleine Stahlwerk immer auf der Verliererseite. Im Frühjahr 1987 folgte der Gang zum Konkursrichter. Über 600 Millionen Mark Schulden drückten das Stahlwerk, das damals noch 4.600 Beschäftigte zählte. Das Werk fiel an den Staat Bayern, schließlich kaufte der Lechstahl-Besitzer Aicher einen Anteil am Betrieb. Betriebsrat und Gewerkschaft konnten sich mit ihrem Vorschlag eines Stahlwerks kombiniert mit einer Recyclinganlage für Automobilschrott nicht durchsetzen. Seitdem wird in regelmäßigen Abständen bei der Maxhütte von Konkurs geredet, zumal Betriebsrat und Gewerkschaft Aicher vorwerfen, er habe die Belegschaft durch überteuerte Rohstahllieferungen aus seinen anderen Werken „wie eine Zitrone ausgepreßt“. Bernd Siegler
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