: Heiße Schlammschlacht um Eis-Fabrik
■ Hamm-Süd: Künftige Nutzung eines Gewerbegeländes Streitobjekt der Interessen
Im Reich des Bezirks Mitte wird intrigiert, daß die Wände der ehemaligen Eisfabrik in Hamm-Süd wackeln dürften. Als „lümmelhaft“ rügt die Verwaltung den Versuch einiger SPD-Bezirksgrößen, Stadtplanungs-Chef Peter Illies sowie den alternativen Sanierungsträger Stattbau in Verruf zu bringen, die künftige Nutzung der maroden Fabrik an der Steinbeker Straße unter Ausschluß der Öffentlichkeit längst ausgekungelt zu haben.
Als „verzweifelten Versuch, Licht ins Dunkel“ der Planungen zu bringen, rechtfertigt Dirk Kienscherf, SPD-Bezirksabgeordneter und zugleich Bausenator Eugen Wagners persönlicher Referent, seinen ellenlangen Suggestiv-Fragenkatalog, den der Bezirk „mit irrem Verwaltungsaufwand“ beantworten mußte: Kienscherf wirft dem Stadtplanungschef vor, „völlig undemokratisch“ im Alleingang mit Stattbau ein Sanierungskonzept für die Eisfabrik ausgearbeitet zu haben. Der Bewohnerinitiative Hamm-Süd – sie fordert, daß die Sprinkenhof AG als Eigentümerin die Eisfabrik erhält und hier dringend benötigte Sozial- und Kultureinrichtungen unterbringt, sobald dies baurechtlich möglich ist – habe Illies dagegen stets mitgeteilt, daß Verhandlungen mit Stattbau liefen. „Uns gegenüber weigert sich Herr Illies, die Pläne offenzulegen“, beschwerte sich Kienscherf und fragte, ob dem Bezirk durch die „Leistungen“ von Stattbau etwa Kosten entstanden oder ob gar „behördeninterne Informationen“ an das Unternehmen ausgeplaudert worden seien.
„Lächerliche Vorwürfe“, die Stattbau und Bezirk entschieden zurückweisen: „Wir haben Gespräche mit der Ini, Herrn Illies und auch Stadtentwicklungssenator Mirow geführt, um festzustellen, ob die Wünsche realisierbar sind. Ein weitergehender Auftrag besteht nicht“, bestätigt Stattbau-Geschäftsführer Tobias Behrens die Auskunft von Bezirksamtsleiter Rolf Miller. „Unsere Tätigkeit“, klärt Behrens spitz auf, „entspricht unseren Aufgaben als treuhänderischer Sanierungsträger der Stadt Hamburg, nachzulesen in der Senatsdrucksache.“
Wider Kienscherfs Erinnerung wurden Pläne für die Eisfabrik während einer Stadtplanungsausschuß-Sitzung im September öffentlich vorgestellt: Die 2 000 bis 3 000 Quadratmeter Geschoßfläche könnten erstens mit Gewerbehof, Wohnungen und sozialen Einrichtungen genutzt, zweitens von einem Privatinvestor in Wohnungen umgewandelt werden – ein Anhandgabeantrag bei der Finanzbehörde liegt vor – oder drittens als Wohn-Gewerbe-Mischprojekt an Stattbau als Projektentwickler übergeben werden. „Das ist der aktuelle Stand“, bestätigt Illies. Wichtig sei jetzt, die Bausubstanz zu untersuchen, um das Finanzierungskonzept erarbeiten zu können. Damit beauftragt werden sollte jedoch tunlichst „nicht Stattbau, weil die als Sanierungsträger voreingenommen sein könnten“, verlangt Kienscherf. Während die Bezirks-SPD ihre ganz private Schlammschlacht fortsetzt, ist völlig unklar, was die Sprinkenhof AG überhaupt vorhat: Der taz verweigerte sie gestern die Auskunft, ob sie von der gültigen Abrißgenehmigung Gebrauch machen werde. Heike Haarhoff
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