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Charlottenburg kommt auf den Hund

■ Die Bürgerinitiative „Pro Hund“ hat 880 Unterschriften „Für Frieden im Kiez“ gesammelt

Es ist von Krieg die Rede. Davon sprechen zumindest 880 Einwohner und Einwohnerinnen zwischen dem Schloß Charlottenburg und dem Lietzensee, die eine Resolution der Bürgerinitiative „Pro Hund“ unterschrieben haben. Weil „Unfrieden“ herrsche, will die Initiative, die sich jeden Mittwoch im „Schwarzen Kater“ trifft, „das Reizklima entschärfen und zu einem friedlichen Miteinander zurückfinden“. Der offene Brief, der am Montag vormittag der Bezirksbürgermeisterin Monika Wissel übergeben werden soll, ist eine Reaktion von „verantwortungsvollen HundehalterInnen“ auf die Aktionen der Hundekotgegner, die in den vergangenen Monaten mit dem Verteilen von gebrauchten Windeln im Park medienwirksam auf sich aufmerksam gemacht haben. „Sind wir, weil wir Hunde haben, Menschen zweiter Klasse?“ heißt es anklagend.

„Wir distanzieren uns von dem Schlagwort Hundekrieg“, stellt Constanze Schweinsteiger von der Kiezinitiative gegen Hundekot klar. Die 31jährige Doktorandin und zweifache Mutter benennt die Streitpunkte: „Der Hundekot ist unstrittig zu entfernen“, nennt sie Punkt eins. „Beim Leinenzwang gibt es wenig Verhandlungsmasse“, so Punkt zwei. Es könne nicht sein, daß in den wenigen Grünanlagen Flächen für Hunde reserviert werden. „Ich muß mit meinen Kindern auch zwei Stationen mit der S-Bahn zum Wald fahren.“ Die Initiative sperre sich nicht gegen einen Interessenausgleich, betont sie. Doch „wenn der politische Wille ist, daß es keine Auslaufflächen gibt, können wir nur mutmaßen, daß es schwierig sein wird, einen tragbaren Kompromiß zu finden“. Seit Juli wachen „Parkwächter“ in Charlottenburg darüber, daß Hundehalter ihre Tiere an die Leine nehmen.

Derzeit wird der Charlottenburger Alltag von Beleidigungen und Pöbeleien bestimmt. „Leinen Sie doch Ihr Kind an“, heißt es von der einen Seite. „Eure Scheißhunde scheißen alles voll“, von der anderen. Selbst auf der Berlin-Seite der Frankfurter Rundschau fand das Thema als „Kiezköterkrieg“ vorige Woche ausführliche Erwähnung. Autorin des Artikels: Martina Meister, die sich neben ihrer Journalistentätigkeit bei „Pro Hund“ engagiert. „Jeden Tag bellt mich mindestens ein Mensch an“, schreibt sie, „manchmal kläff' ich zurück“. Fehlt nur noch, daß sich der Hund in den Schwarz beißt. Barbara Bollwahn de Paez Casanova

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