: Das Oval Office des Bundespräsidenten geht in Betrieb
■ Als erste der obersten Bundesbehörden zieht am kommenden Wochenende das Bundespräsidialamt nach Berlin. Mitarbeiter müssen aus Kostengründen Akten selber packen
Nach mehr als sieben Jahren ist es soweit – die Lkws rollen. Das Bundespräsidialamt ist die erste oberste Bundesbehörde, die im Rahmen des Regierungsumzugs von Bonn nach Berlin zieht.
Schon am Montag kommender Woche soll das Amt seinen „Dienstbetrieb“ im Tiergarten, südlich des Schlosses Bellevue, aufnehmen, das heißt: in Berlin voll funktionsfähig sein. In etwa zwei Jahren Bauzeit enstand das neue, ovale Präsidial-Gebäude nach den Plänen der Architekten Helmut Kleine-Kraneburg und Martin Gruber aus Frankfurt am Main. Rund 100 Millionen Mark hat der dreigeschossige Bau mit einer Fassade aus polierten dunklen Marmorplatten gekostet. Etwa 9.300 Quadratmeter Nutzfläche stehen zur Verfügung.
Zwar ist Bellevue schon seit vier Jahren erster Amts- und Wohnsitz des Präsidenten. Von den etwa 150 Mitarbeitern des Amtes war aber die große Mehrheit weiter in der Villa Hammerschmidt in Bonn tätig – nur der Stab des Präsidenten, nicht mehr als sieben bis zehn Leute, arbeitete bisher von Berlin aus, wie Ulf Bauer vom Bonner Pressereferat des Bundespräsidenten Roman Herzog erläutert.
Mit etwa 15 Lkws wird das Amt umziehen, kosten soll das ganze laut Haushaltsansatz 300.000 Mark. Billiger kann es werden, wenn etwa weniger Packstunden anfallen, erklärt Bauer. Bis Donnerstag 12.00 Uhr müssen die Beamten und Angestellten in Bonn alles in Kartons verstaut haben. Dabei muß jeder seine Papiere selber ein- und auspacken. Das sei kein „Drama“, betont Roland Lohkamp, Pressesprecher des Bundespräsidenten. Am Wochenende müssen dann die Mitarbeiter des Amtes ihre Büros im neuen Gebäude beziehen. Beamte seien grundsätzlich zu Überstunden verpflichtet, so Bauer. Allerdings sei es jedem freigestellt, wann genau er sein Büro am Samstag oder Sonntag einrichte.
Die Mitarbeiter Herzogs können sich freuen, denn neben neuen schicken Räumen erhalten sie auch ein neues Computersystem – das jetzige stammt aus dem Jahr 1988. Das neue System wurde seit einiger Zeit erprobt, alte Computer standen am Rhein neben neuen, um größere „Reibungsverluste“ zu vermeiden, betont Bauer.
Die Daten werden beim Transport auf Disketten gespeichert – einen besonderen Schutz aber erhalten die Lkws, die wohl in Kolonne fahren, nicht: Es gehe nicht „mit Blaulicht durch die Republik“, heißt es, das sei „nicht notwendig“.
Am Rhein werden nur noch eine Handvoll Mitarbeiter Herzogs bleiben, die Villa Hammerschmidt bleibt zweiter Amtssitz des Präsidenten, etwa um hier Gäste empfangen zu können.
Schon seit Jahren bemüht sich das Amt, Mitarbeiter anzustellen, die bereits hier wohnen, so daß sie nicht umziehen müssen, wenn der Dienst in Berlin beginnt, erklärt Lohkamp. Andere Mitarbeiter schieden mit Ende der Amtszeit Herzogs im Mai aus, manche gingen in den Ruhestand.
Wie die Mitarbeiter, die hier arbeiten werden, nach Berlin kämen: ob mit Flugzeug, Bahn oder Auto (gar in Fahrgemeinschaften) – darüber habe er keinen Überblick, sagt Lohkamp. Auf jeden Fall gehe, wer nicht schon in Berlin sei, so Bauer, „frohgemut Richtung Berlin“. Philipp Gessler
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