Unterm Strich

Nun raten Sie mal, wer im deutschen Schlagergeschäft der Größte ist: Margot Hellwig? Andy Borg? Die Zillertaler Schürzenjäger? Nein, Udo Jürgens ist's – zumindest was die Gagen angeht. Zusammen mit der Pepe Lienhard Band kostet der vormalige Udo Jürgen Bockelmann pro Auftritt „schlappe“ (dpa) 160.000 DM. Das wiederum geht aus einer Gagenliste der Stars hervor, die die Neue Revue in ihrer neuen Ausgabe veröffentlicht. Der 64jährige Jürgens wird danach nur noch vom amerikanischen Oldie-Sänger Paul Anka übertroffen, der erst 400.000 DM kassiert, bevor er einen seiner 30 Jahre alten Hits singt. Mit 140.000 DM pro Abend gut im Geschäft sind auch Modern Talking. Deutlich preiswerter sind Fleetwood Mac (wie kommen die in die Liste rein?) und Entertainer „Mary“ für 80.000 DM. Für rund 50.000 DM lassen sich Vicky Leandros, The Supremes (???), Peter Kraus oder Harald Juhnke in die örtliche Stadthalle einladen, berichtet die Zeitschrift. Fast ein Schnäppchen sind dagegen Margot Hellwig (3.200 DM), Knuddel-Teddy Käpt'n Blaubär (2.600 DM) oder der singende Friseur Leon (2.500 DM).

And now we gotta get serious for a few moments... Den Bremer Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken werden in diesem Jahr die Vizepräsidentin des Bundestages, Antje Vollmer, und der französische Publizist Claude Lefort erhalten. Der mit 20.000 Mark dotierte Preis wird am Donnerstag kommender

Woche verliehen, teilte die Senatspressestelle am Freitag mit. Mit Vollmer und Lefort ehrt die international besetzte Jury zwei Persönlichkeiten, die dem politischen Denken und Handeln in Deutschland und Frankreich wichtige Impulse verliehen haben, heißt es in der Begründung zur Preisverleihung.

Wo wir schon dabei sind: Der Europäische Dokumentarfilm-Preis 1998 „Prix Arte“ geht an den in Italien geborenen und in Belgien lebenden Regisseur Claudio Pazienza. Das teilte die Europäische Filmakademie am Freitag in Berlin mit. Sie verleiht den Preis zusammen mit den Auszeichnungen in den Hauptkatagorien des Europäischen Filmpreises am 4.Dezember in London in einer großen, glamourösen Galanacht, zu der unter anderem Roberto Benigni, Pedro Almodovar, Bernardo Bertolucci, Detlev Buck, Terry Gilliam, Volker Schlöndorff, Mika Kaurismäki, Sönke Wortmann und Wim Wenders erwartet werden. Auch das will alles begründet sein. So bescheinigte der Chef der Dokumentarfilmabteilung des Fernsehsenders Arte, Jacques Laurent, dem Regisseur ein „großes Talent“. Der Sender habe über fünf Jahre hinweg kontinuierlich Pazienzas künstlerischen Werdegang beobachtet. 1991 machte dieser mit seinem Film „Un PoDi Febbre“ erstmals international auf sich aufmerksam. Pazienza macht nicht nur Dokumentarfilme. Er malt und arbeitet auch mit Fotomontagen.

Neue Ehren auch für Katharina von Bora. Bevor Sie sich – wie bei Damen üblich – fragen, wer um Himmels willen die nun sei: es handelt sich um die Gattin Martin Luthers. Auf den Sockel soll sie allerdings nicht gehoben werden. Sie wird ihren Platz zu ebener Erde in der Altstadt finden, kündigte die Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt gestern an, die in der ehemalige Nonne eine „eigenständige selbstbewußte Persönlichkeit“ erkennt und ehrt.

Am 29. Januar 1999 jährt sich Boras Geburtstag zum 500. Mal. Derweilen scheint das „Schicksal“ des Luther-Denkmals vor dem Rathaus geklärt. Die Stadt wollte es vom Sockel heben, um es auf der Expo 2000 in Hannover auszustellen. Da das Vorhaben bei den Einwohnern Wittembergs auf großes Unverständnis stieß, tut es nun eine Kopie. Freilich ist das „letzte Wort“ noch nicht gesprochen.

Und auch Franz Kafka (1883–1924) bekommt es, das Denkmal. Im Jahr 2000 wird es enthüllt werden, 76 Jahre nach seinem Tod. Das beschloß die Initiative „Prag: Europäische Kulturstadt 2000“, berichtete die Tageszeitung Lidove noviny. Gestaltet wird das Kunstwerk vom tschechischen Bildhauer David Cerny. Derzeit erinnert an Kafkas Geburtshaus in Prag nur eine Plakette an den – und nun wird es wirklich kompliziert – deutschsprachigen Juden tschechischer Nationalität und österreichischer Staatsangehörigkeit.