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Unfähige Heimlichtuer

■ Interner Bericht beklagt Mißwirtschaft in Klaus Töpfers UN-Organisation Habitat

Nairobi (dpa) – Das UN-Zentrum für Wohn- und Siedlungswesen (Habitat) wird in einem internen Untersuchungsbericht erschreckender Mißwirtschaft, schwerwiegender Mängel in der Verwaltung sowie Inkompetenz selbst leitender Angestellter beschuldigt. Ohne grundlegende Umgestaltung habe das Zentrum in Kenias Hauptstadt Nairobi, das 85 Millionen Mark pro Jahr ausgibt, keine Existenzberechtigung mehr, heißt es in dem gestern bekanntgewordenen UN-Kontrollbericht.

Der seit Februar dieses Jahres amtierende Habitat-Direktor, der frühere Bundesbauminister Klaus Töpfer, ist gegen eine Auflösung. Er kündigte die Neustrukturierung des gesamten UN-Zentrums an. Damit solle das Vertrauen der UN-Mitgliedsländer in die Habitat wiederhergestellt werden.

Neben finanziellen Unregelmäßigkeiten, insbesondere Mängeln bei der Rechenschaftslegung über die Verwendung von Haushaltsmitteln, werfen die Kontrolleure verantwortlichen Leitern bei Habitat einen von „Einschüchterung, Unfähigkeit und Heimlichtuerei“ geprägten Arbeitsstil vor. Alle Habitat-Chefs in den Jahren vor Töpfers Amstantritt seien „entweder unwillig oder unfähig gewesen, dem Zentrum die erforderliche Führung zu geben“.

Töpfer war Anfang des Jahres nach seiner Berufung als Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (Unep) von UN-Generalsekretär Kofi Annan auch zum amtierenden Habitat-Direktor sowie zum Chef der Verwaltung des gesamten UN-Sitzes in Nairobi ernannt worden. Im Auftrag Annans – ausgestattet mit weitreichenden Sondervollmachten – hatte Töpfer danach eine gründliche Reform des dortigen UN-Sitzes angekündigt. Viele der rund 730 Habitat-Mitarbeiter bangen nun um ihre Jobs. „Wir wissen schon lange, daß der Laden korrupt und unfähig ist“, sagte ein deutscher Habitat-Experte. „Aber das sind doch andere UN-Organisationen auch.“

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