: Türkische Medienschau
Yilmaz am Ende
„Eine gestürzte Regierung ist gestürzt worden“, so die Überschrift einer Hürriyet-Kolumne: „Was spielt es für eine Rolle, wenn eine (Yilmaz-)Regierung, deren Chef vor dem Untersuchungsausschuß für Steuer- und Vermögensangaben vor vier Tagen gestürzt wurde, nun jetzt im Parlament gestürzt wird? Yilmaz trat an, um gegen Korruption vorzugehen. Zum Schluß wusch auch er Tansu Çiller rein.“ (26.11.98)
„Zu diesem Papst paßt das...“
So lautet die Überschrift des Leitartikels der Hürriyet: „Vatikan ist ein Staat ... und der Papst ist ein Mann der Religion. Auch Vatikan muß hohe Werte der Menschlichkeit im Auge haben. Es ist aber ein Widerspruch, daß Vatikan zugunsten eines Massenmörders Partei ergreift, in dem er Öcalan unterstützt... Dies ist nicht nur eine Feindseligkeit gegen die Türkei. Dies ist eine offene Feindseligkeit gegen alles, was nicht christlich ist... Zu diesem Papst paßt allerdings eine solche Haltung. Es ist noch immer schleierhaft, auf welchen politisch-intriganten Wegen dieser Papst 1978 auf seinen Stuhl gesetzt wurde. (26.11.98)
USA: Erzählt der Türkei keine Märchen
„Die USA warnen die Italiener“, so lautet die Schlagzeile von Sabah. „Dieser Mann (Öcalan) sucht seine Opfer wie der maoistische Terrorist Guzman unter armen Menschen aus... Er ist verantwortlich für die Ermordung von 30.000 Menschen. Niemand sollte unter dem Deckmantel der Menschenrechte der Türkei Märchen erzählen.“ So warnt das amerikanische Foreign Policy Research Institute Italien, das dabei ist, Öcalan Asyl zu gewähren... „Italiens Haltung befindet sich voll im Widerspruch gegen die europäische Politik, das Völkerrecht und internationale Abmachungen gegen die Bekämpfung des Terrorismus.“ (19.11.98)
Ein Beweis der Doppelzüngigkeit
So lautet die erste Schlagzeile der Hürriyet in großen Lettern: „Frankreich unterstützt Italien bei seiner Haltung, Öcalan nicht an die Türkei auszuliefern. Öcalan ist verantwortlich für die Ermordung von 30.000 Menschen. Dasselbe Frankreich liefert den ETA-Terroristen José Javier Zabaleta an Spanien aus. Zabaleta wird vorgeworfen, sieben Menschen ermordet zu haben. Das soll einer verstehen?“ (26.11.98)
Galatasary, Juventus, Apo und Uefa
Die nach Fußball verrückten Türken sind wegen der Verschiebung des türkisch-italienischen Spiels Galatasaray Istanbul gegen Juventus Turin mehr als sauer: „Italiener übertreiben mit ihren Ängsten. In Istanbul wird unter absolut normalen Umständen das Spiel ausgetragen werden“, so Hürriyet. Weiter heißt es: „Italiener spielen falsch. Sie haben Angst davor, das Spiel zu verlieren...“
(25.11.98)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen