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Den Nürnberger Nikolausi freut sein kleines Bonmot

■ Nach lausigem 0:2 bei den Bayern beurlaubt Club-Präsident Roth – hihihi – Trainer Reimann

München (taz) – Fast hätte man meinen können, „Nikolausi“ sei schon in München, genauer im dortigen Olympiastadion eingetroffen. Es war aber bloß Michael A. Roth, der ebenso rotbackige, wie weißhaarige Präsident des 1.FC Nürnberg. Sichtlich begeistert von soviel Medieninteresse sprach er bereits auf der Tartanbahn in die Mikrophone: „Jeder hat damit gerechnet, daß man hier nicht gewinnen kann.“ Der Manager Schorsch Volkert wurde ein paar Minuten später noch deutlicher: „Der Club kann mit einem 0:2 hier noch zufrieden sein.“ Soviel Einmütigkeit ist selten, und bedeutet nichts anderes als: Eigentlich hätten wir uns die Fahrtkosten sparen können.

Die Fans ihre übrigens auch. Denn es war weder ein schönes noch ein in irgendeiner Hinsicht interessantes Spiel, so klar waren die Prioritäten verteilt. Auf Nürnberger Seite hießen sie: „Hilfe, die Bayern kommen!“ Wobei sich die Bayern damit Zeit ließen. Warum auch nicht? Die Nürnberger Defensivabteilung hatte einfach nicht das Zeug dazu, die Stürme der Hausherren zu halten. Ob Täuber, ob Rahner, ob Lösch, ob Grasser – alle eine Nummer zu klein und so gerade noch Bundesliganiveau.

Markus Grasser brachte es immerhin zur tragischen Figur, als er Giovanne Elber, den er eigentlich zu bewachen hatte, den Ball per Kopf wunderbar in den Lauf legte und so dessen 1:0 perfekt vorbereitete. Dafür mußte er in der Kabine bleiben. Trainer Willi Reimann brachte Niklas Skoog und Andrej Polunin und drohte für die zweite Halbzeit Offensive an. Die fand wohl auch statt, aber eben nur in der derzeitig möglichen Club-Version – ohne Ciric und Kuka. Damit war man nicht mal in der Lage, die B-Verteidigung der Bayern in Verlegenheit zu bringen, in der Strunz für „Babbel! Babbel! Babbel!“ (Günther Koch) spielte und Thomas Helmer den Kapitän und Libero gab. Vielleicht war das eine Reminiszenz an das kurioseste, weil überhaupt nicht gefallene Tor der Bundesligageschichte? Helmer gegen den Club 94. Oder ein Zuckerl, weil er sich von den Bayern gar nicht gut behandelt fühlt, nach all den Jahren. Man will ihn loswerden, obwohl das alle ein bißchen abstreiten. Wenn aber Uli Hoeneß sagt: „Ich kenne keinen großen Spieler, der im guten von seinem Verein weggegangen ist“, ist im Prinzip alles klar. Helmer kann packen. Und nicht nach Nürnberg übersiedeln. Denn die wollen ihn nicht beziehungsweise wollten ihn schon, aber es fehlt am Diridari. Bei Schorsch Volkert hört sich das so an: „Überlegen Sie mal, was der bei den Bayern verdient.“ Das sind andere Dimensionen. Nicht die Liga der Nürnberger. Sowohl auf dem Platz, wo das abgestaubte 2:0 durch Lizarazu nach Basler-Freistoß die Machtverhältnisse nicht annähernd ausdrückte, als auch außerhalb, wo Uli Hoeneß souverän aus dem Meer der lästigen Frager ragte, leicht angeekelt die zu ihm Aufplappernden musternd. Nebenan warf sich der kleine Weißschoß Roth begierig den Medienhaien zum Fraß vor. Dankbar für alle an ihn gerichteten Fragen, besonders für die nach der Zukunft des Trainers. Da konnte er endlich, listig schmunzelnd, sein offenbar von langer Hand vorbereitetes Bonmot loswerden: „Der Trainer wird am Montag beurlaubt – aber nur für einen Tag.“ Albert Hefele

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