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Nicht nur der Virus

■ Das Theater „Megapearls“ spielt gegen das Klischee vom „armen AIDS-Kranken“

„HIV-Positive definieren sich nicht nur über den Virus“, betont Martin Streit. Daß sie deshalb auch keine „armen Leute“ sind, wissen dennoch die wenigsten, meint der Vorsitzende des Theater Mega-pearls e.V.. Der Hamburger Verein bringt seit drei Jahren schwules Leben auf die Bühne – „und Aids gehört einfach dazu“, erläutert Streit. Alle 14 Vereinsmitglieder haben Erfahrung damit, sei es als Betroffener oder FreundIn eines HIV-Positiven.

Viele Kunstformen haben das Thema Aids intensiv verarbeitet, weiß der 41jährige, nur das Theater nicht. Zuwenig deutsche Schriftsteller trauten sich, und die Übersetzungen US-amerikanischer Autoren seien oft schlecht: „Der dark-room heißt dann dunkler Raum“, lacht der Hobby-Schauspieler. Ihr im vorigen Jahr inszeniertes Stück Mördergeiler Wahnsinn, das mit dem Klischee des lieben Schwulen aufräumen soll, schrieben die Megapearls deshalb selbst.

Zudem, mußte er anläßlich ihres jüngsten Stückes Safe Sex feststellen, „nimmt das Interesse von BesucherInnen und Medien am Thema Aids ab“. Dabei könne gerade das Theater Auseinandersetzungen anregen – auch für die SchauspielerInnen. „Auf der Bühne können wir uns selbst verarschen – zum Beispiel unsere Theatralik“, erklärt Streit, „aber wir hatten auch schon Betroffene, die aufgehört haben, weil es ihnen zu nah ging“.

Dennoch sei Megapearls keine Therapie-Gruppe. Ihr nächstes Stück,Plaza Suite von Neil Simon, das im April Premiere hat, sei denn auch eine „Heten-Komödie“ ohne Aids.

Konstant sind die SchauspielerInnen aber bei der Verwendung der Einnahmen: Die gehen an kleine Projekte in der Aids-Hilfe, wie etwa den Verein Vollbilder, der HIV-Positive unterstützt, ihre Krankheit künstlerisch zu verarbeiten. Die Benefiz-Orientierung macht es Megapearls allerdings zunehmend schwieriger, bezahlbare Auftrittsorte zu finden. hedi

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