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Vampire zu Seifenblasen

■ Techno-Sound, eklige Gestalten, blaßgeschminkt, und jede Menge Blut. „Blade“ – ein Vampirspiel mit allem, was dazugehört, und Kris Kristofferson in einer Kris-Kristofferson-Maske

Vielleicht wollte Wesley Snipes einfach mal richtig rumballern. Nicht nur actionfilmtypisch, scheinrealistisch, wie in „Passagier 57“ oder „Demolition Man“, sondern mit Biff!! Bang!! Pow!!, mit Sternchen und Staubwolken, so wie Batman und die anderen.

Weil „Blade“ eine Marvel-Comic-Verfilmung ist, gilt in diesem Film: Real ist, was vorher festgelegt wird. Zum Beispiel, daß die Großstadt fest in der Hand von Vampiren ist, die nachts in Breakbeats-Discokellern blutige Parties feiern, am Tag in luxuriösen Lofts in ihren Särgen das Sonnenlicht verschnarchen und allesamt blaß sind und aussehen wie bekokste Oasis-Mitglieder und Sexmäuse.

Blade ist „ein Wanderer zwischen den Welten“, sein Freund Whistler (Kris Kristofferson, der immer mehr wie eine Kris-Kristofferson-Karnevalsmaske wirkt) muß ihm jedoch regelmäßig ein „Serum“ injizieren, das Blade zu einem fast normalen Menschen macht: Es unterdrückt seinen Blutdurst und läßt ihn den Sonnenschein überstehen, ohne zu Staub zu verfallen. Nur seine übermenschlichen Kräfte, die hat Blade, dem Teufel sei Dank, noch immer. Auf seiner unbarmherzigen Jagd auf die echten Vampire (Blade ist nämlich, wir ahnten es schon, der Gute) kann er also nach Herzenslust mit Silberschwertern, Uzis mit Silbermunition, Pflöcken und Knoblauchgarben herumknallen und -spritzen, sich dabei noch prügeln – gerne in Martial-Arts- Manier und gefilmt von einer wirbelnden Hongkong-Kamera – und Vampire wie mit Schleim gefüllte Seifenblasen zerplatzen lassen. Aber wollen wir mal nicht so sein, zusammen mit dem gotisch-düsteren Setdesign, dem vielen roten Blut, dem gelungenen Techno- Soundtrack und den besonders ekligen Gestalten, einem lebendigen, riesengroßen, mit Furunkeln übersäten Teigkloß zum Beispiel, ist das alles recht amüsant. Albern, ja, auch oft unlogisch, aber amüsant.

Zweitrangig: Die Geschichte mit der Frau (hübsches Ding, leider auch gebissen worden) und das recht fulminante Finale, in dem der schönste und böseste der Bösen (Stephen Dorff) den Tagwandler Blade für Vampirmachtspiele mißbrauchen möchte. Nichts Neues also, nur technisch so perfekt, so blutig und rasant geschnitten. In einer Nebenrolle radebrecht Udo Kier als Ehrenvampir und mußte sich noch nicht mal schminken, um als Untoter zu überzeugen, Traci Lords läuft auch mal durchs Bild, und wer jetzt noch nicht weiß, wie das Ganze ausgeht, der hat wohl die letzten 100 Jahre in einem Sarg verschlafen. Jenni Zylka

„Blade“. Regie Stephen Norrington. Mit Wesley Snypes, Kris Kristofferson. USA 1998, 120 Min.

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