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Ziemlich süß und doch so gruselig

■ Immer eine schöne Weihnachtsgabe: Comics. Zum Beispiel die Abenteuer von Bone. Denn der erfolgreichste Independent-Comic der USA zieht selbst Comic-Muffel in den Bann

Bone ist süß! Und lieb und lustig und überhaupt ganz schön knuddelig! Aber Bone hat auch spannende, ja gruselige Elemente. Und teilweise – wenn Bone-Schöpfer Jeff Smith die Geschichte mit Zitaten aus Hermann Melvilles „Moby Dick“ anreichert – wird Bone ziemlich abgründig.

Eine solche Tiefe hatte man der Serie kaum zugetraut, als Smith sie 1991 startete. Damals registrierte man eher den lustigen Zeichenstil, der stark an Walt Kellys Politfabel „Pogo“ orientiert war, fühlte sich durch die Figurenkonstellation (Phoncible P. Bone, ein reicher Misanthrop, Smiley Bone, ein dusseliger Sprücheklopfer, und Fone Bone, unser Held) an die klassischen Disney-Comics von Carl Barks erinnert.

Doch schon damals muß Smith weitaus mehr im Sinn gehabt haben, basierte die Serie doch auf dem Strip „Thorn: Tales From The Lantern“, den Smith für seine Collegezeitung produziert hatte. Smith selber stilisiert die Anfänge seiner Saga sogar noch weiter zurück: „Bone entstand aus Zeichnungen, die ich im Kindergarten gemacht hatte. Und ich wollte immer, daß meine Kindheitshelden hinausziehen und Gefahren erleben sollten. Und dieses Abenteuer sollte Konsequenzen für ihre gesamte Existenz haben.“

Und so fängt Bone auch schon ziemlich atemlos an: Die drei Bone-Cousins wurden einst aus Boneville verjagt – ohne daß der Leser den konkreten Grund erfährt – und finden sich nun in einer Wüste wieder. Hier werden die drei getrennt und landen schließlich jeder für sich in einem geheimnisvollen Tal. Fone Bone trifft auf das Mädchen Thorn und ihre geheimnisvolle Großmutter. Gleichzeitig erfährt man, daß rätselhafte Mächte in Gestalt der ziemlich gehirnamputierten Rattenmonster hinter Thorn her sind. Doch in den Kampf geschickt werden die Deppen von wesentlich gefährlicheren Mächten, allen voran ein kapuzenverhüllter Mann. Die Bones treffen während eines quietschkomischen Kuhrennens wieder aufeinander, doch in diesem Augenblick fallen die bösen Mächte über Thorn und ihre Angehörigen her, und alle unsere Helden müssen fliehen.

Es ist ein schmaler Grad, auf dem Smith in Bone wandert. Einerseits liebt der 38jährige klassische Funny-Situationen und knackige Dialoge (die Streitigkeiten zwischen Phoney und Lucius, dem Wirt des Gasthauses, schreien nur so nach dem Medium Trickfilm), auf der anderen Seite hat Bone alle Züge einer romantischen Komödie (zum Beispiel in einem verzweifelten Liebesbrief von Bone: „Liebe Thorn, ich weiß, daß ich nur ein kleiner Glatzkopf mit einer dicken Nase bin. Aber ich habe dich sehr lieb. Ein unbekannter Verehrer“). Und schließlich ist da noch das Epos vom Schlage eines „Herrn der Ringe“, das Smith anscheinend von Anfang an im Kopf hatte, als er mit Bone begann. Und auch wenn einige Kapitel der auf fünfzig Hefte angelegten Saga etwas durchhängen, bekommt Smith immer wieder die Kurve.

In den USA hat Jeff Smith inzwischen alle Fan- und Kritikerpreise mehrmals abgegriffen. Und obwohl die Serie aufgrund einer schlimmen Augenerkrankung Smiths in den vergangenen zwei Jahren unregelmäßig erschien, ist Bone, neben „Strangers in Paradise“, „Stray Bulletts“ und „Kabuki“, der erfolgreichste Independent-Comic der Vereinigten Staaten. LuG

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