: Sperrwerk hätte es in Bremen nicht so leicht –Betrifft: „Baustopp am Emssperrwerk unterlaufen?“, taz-Bremen vom 5./6.12.
Die Meldung vom Baustopp des Emssperrwerks erfüllte mich mit neuer Hoffnung: An den Deichen von Ems und Dollart verbrachte ich meine Kindheit. Mein Großvater war dort Fischer und Landwirt, dort ist meine Heimat.
Daß Politik und Behörden versuchen, den Gerichtsbeschluß zu unterlaufen, wundert mich in keiner Weise. Es ist das typische Spiel zwischen David und Goliath – zwischen den machtlosen Naturschützern und den großen Projektbetreibern in Politik und Wirtschaft – das ich in den vielen Jahren meiner Auseinandersetzung für Natur und Umwelt immer wieder auch persönlich erfahren habe.
Und doch läuft es in Bremen gelegentlich auch etwas anders: In Ostfriesland überlassen die Deich- und Sielverbände die Klage gegen das Sperrwerk und die damit zusammenhängenden finanziellen Probleme allein den Naturschutzverbänden. Wie können es diese Wasser- und Bodenverbände hinnehmen, daß solche Arbeiten an einem sturmgefährdeten Deichabschnitt im Herbst begonnen werden, noch dazu mit dauerhaften naturfeindlichen Folgen und drohender Vernichtung typischer ostfriesischer Landsachaft?
Alle Verbandsvertreter – auch die der Landwirte – täten darum gut daran, endlich die Kläger gegen das Emssperrwerk zu unterstützen oder selbst zu klagen! Zumindest die Zwangsmitglieder der Wasser- und Bodenverbände könnten ihren Verbandsvorständen andernfalls Pflichtverletzung vorwerfen, da nur sie die Kosten über ihre (Deich-) Beiträge zu tragen haben – ganz abgesehen von der zusätzlichen Lebensraumgefährdung.
Die Satzungen dieser Verbände sind im Prinzip gleich – ob in Bremen, Ostfriesland oder anderswo. Mit einer Einschränkung, die in Bremen 1987 durch die Mitwirkung der „Naturschutzliste“ im Deichamt verankert worden ist, daß nämlich der Deichverband „bei der Erfüllung seiner Aufgaben die Belange des Natur- und Umweltschutzes zu wahren und zu fördern“ hat. Bei uns in Bremen hätten das Emssperrwerk und auch die Meyerwerft kein so leichtes Spiel gehabt, zumal es genügend Alternativen für die Werft gibt, an einem anderen Standort oder mit einem anderen Konzept. Gerold Janssen
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