: Es gilt, Leben zu retten!
betr.: „Im Einsatz, als gelte es, Leben zu retten“ von Heike Haarhoff, taz vom 25.11.98
In dem Artikel werden lediglich Mitarbeiter der „Schutzstation Wattenmeer“ zitiert, die für ein kaltes und herzloses Naturschutzmanagement steht. [...] Als einer der Initiatoren der „Seevogelrettung Föhr- Amrum“ und ehemaliger Zivildienstleistender der Schutzstation Wattenmeer muß ich daher einiges richtigstellen:
Die Aussage des Artikels, es gebe keine Chance, verölten Tieren zu helfen, kann nicht stehen bleiben, denn sie beruht auf veraltetem Forschungsmaterial. Schutzstation und Nationalparkamt berufen sich auf eine Veröffentlichung von 1982, die Ergebnisse aus den 70er Jahren zusammenfaßt. Seitdem sind über 20 Jahre vergangen und Lehren aus gemachten Fehlern gezogen worden. Neue Forschungsergebnisse, die Frau Haarhoff in unseren Stationen hätte einsehen können, werden ignoriert wie auch der Sachverstand der fünf Veterinärmediziner aus Deutschland, Holland, den USA und Japan, die die Arbeit der Tierschützer betreuen. Den Aussagen eines Zivildienstleistenden, der keinerlei Erfahrung mit der Tierpflege hat, wird mehr Wert beigemessen als dem Wissen von Prof. Gerry M. Dorrestein von der Universität Utrecht, der die Behandlungsprotokolle für die Tiere erstellt hat. Nach neustem Stand der Forschung können Auswilderungsraten von 50 bis 90 Prozent der behandelten Tiere erreicht werden.
So wird behauptet, es sei unmöglich, die Tiere einzuschläfern, da man mit der Spritze ihre Organe treffen müsse. Das ist absoluter Unsinn, denn die Mittel können auch intramuskulär injiziert werden. In unseren Stationen sind Einschläferungsmittel in genügendem Umfang vorhanden, und Vögel, die keine Überlebenschancen haben, werden dort eingeschläfert. Das „Wringeln“ oder „Erschlagen“ gehört nicht zu den tierschutzgerechten Methoden!
Es wird weiter behauptet, das Öl hätte „körpereigene Isolationsschichten“ zerfressen, daher gebe es keine Überlebenschance. Fakt ist, daß die Fettschicht des Gefieders zerstört wird, die Tiere aber in der Lage sind, ihr Gefieder nach der Wäsche wieder neu zu fetten. Dieser Prozeß dauert zirka vier Wochen. [...] Es wird weiter behauptet, die Tiere würden „versuchsweise aufgepäppelt“, „einige Leute hätten ihre Spielwiese gehabt“, und die Tierschützer würden Zivildienstleistende nachts telefonisch terrorisieren und Konsequenzen androhen. Diese Diffamierungen sind zutiefst widerwärtig, denn Fakt ist, daß zirka 35 Menschen auf Föhr und Amrum Tag und Nacht alles tun, um den Tieren zu helfen. Einige setzen dabei ihre berufliche und wirtschaftliche Existenz aufs Spiel und haben gewiß nicht die Zeit und die Kraft, nachts unnötige Telefonate zu führen. Wir versuchen mit Argumenten und Fakten gegen die Arroganz der gutbezahlten „Naturverwalter“ zu kämpfen, nicht mit Drohungen.
[...] Hätte Frau Haarhoff sich mit den Hintergründen der schleswig- holsteinischen „Naturschutzpolitik“ vertraut gemacht, hätte sie schnell erkannt, daß die transportierten Verleugnungen keinen anderen Grund haben, als die jahrelange Untätigkeit der Behörden zu überspielen. Ein Blick nach Holland genügt, um zu sehen, daß es auch anders geht. [...] Es sollte uns zu denken geben, wenn holländische Naturschutzverbände und internationale Tierschutzorganisationen die Arbeit auf Föhr und Amrum finanzieren, während das Umweltministerium Schleswig-Holstein jede ideelle und finanzielle Unterstützung ablehnt und die Jägerschaft mit dem Töten der Tiere beauftragt. [...] Oliver Rudolph, Sprecher der Seevogelrettung Föhr-Amrum
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