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Ein Öko-Job für Vielseitige

■ Berufsaussichten für NaturwissenschaftlerInnen: Handwerkskammer bietet Kurs zum betrieblichen Umweltschutzreferenten an Von Ludger Hinz

„Ich habe das Glück, daß ich die theoretischen Kenntnisse aus dem Lehrgang jetzt haargenau in meiner Berufspraxis umsetzen kann“, sagt Ingomar Spieß von der Firma „Fahrzeugwerkstätten Falkenried GmbH“ (FFG) im Hamburger Stadtteil Hoheluft (Ost). 1991 absolvierte er den zwölfmonatigen Lehrgang zum „Umweltschutzreferenten für Energiesparen, Altlastensanierung und Abfallwirtschaft“ mit Schwerpunkten im Gewässer- und Immissionsschutz – tatsächlich verhalf ihm die Fortbildungsmaßnahme zum neuen Job.

Der Bedarf an Stellen im Umweltbereich scheint zwar bei vielen Betrieben gedeckt zu sein, die Handwerkskammer sieht hingegen häufig einen Mangel an geeigneten MitarbeiterInnen, die zudem oft überlastet sind. Stellenabbau und Sparmaßnahmen tun ein übriges dazu.

Das Stellenprofil der betrieblichen UmweltschützerInnen ist heute immer exakter auf die jeweiligen Erfordernisse einzelner Betriebe zugeschnitten. Diesen speziellen Anforderungen kommt das Zentrum für Energie-, Wasser- und Umwelttechnik der Handwerkskammer (kurz: ZEWU) seit zehn Jahren mit eigens darauf abgestimmten Kursen nach. In den Lehrgängen zum Umweltschutzreferenten können sich – auch arbeitslose – Naturwissenschaftler und Ingenieure weiterqualifizieren. Solche Referenten für den Umweltschutz sind in Betrieben ab einem bestimmten Aufkommen an Abfällen, Abwässern oder Schadstoff-Emissionen gesetzlich vorgeschrieben.

Die Aufgaben sind in diesem Bereich für die gelernten BiologInnen ChemikerInnen, Bio-ChemikerInnen und -IngenieurInnen höchst vielfältig. Sie müssen dafür sorgen, daß Energien ressourcenschonend eingesetzt, Altlasten saniert und Abfälle ordnungsgerecht entsorgt werden.

All das soll ihnen der Lehrgang vermitteln. „Die Inhalte der Kurse werden den jeweiligen gesetzlichen Erfordernissen im Umweltschutz immer wieder neu angepaßt“, wie Ulrich Fenger von der „Fachabteilung Umweltschutzqualifizierung“ in der Handwerkskammer betont. Der einjährige Lehrgang besteht aus acht Monaten theoretischem Unterricht und vier Monaten Praktika. Die 35-Stundenwoche gilt für beide Abschnitte.

„Ein Umweltreferent steht nach Beendigung dieses Lehrgangs immer im Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Ökologie“, erläutert Ulrich Fenger. So werden naturwissenschaftliche, rechtliche und ökonomische Grundlagen in einem Fach zusammengefaßt, um den Teilnehmern ein sicheres Verhalten gegenüber der Betriebsführung bei gleichzeitiger Einhaltung der Gesetzesbestimmungen zu ermöglichen. Weiterhin werden Arbeitsstoffe und -verfahren darauf überprüft, wie umweltverträglich sie sind. Über die Möglichkeiten, wie in einem Unternehmen Energie zu sparen und Altlasten zu sanieren sind, wird in zwei weiteren Fächern informiert.

Auch die Frage, wie der Umweltschutz marktwirtschaftlich geschickt umzusetzen ist, wird unter dem Stichwort „Umweltschutzmanagement“ gelehrt. Die „betriebspraktische Unterweisung“ vermittelt das Wissen für die praktischen Anwendungen des Umweltschutzes in den einzelnen Firmen.

Sehr zufrieden zeigen sich die Verantwortlichen der Handwerkskammer über den Erfolg der Kurse. „Wir konnten vom jüngst beendeten Lehrgang alle Teilnehmer in Jobs vermitteln“, meldet Lutz Fischer, Diplom-Soziologe von der Hadwerkskammer stolz. Auch Hamburger Betriebe arbeiten am Ausbildungskonzept mit.

Die beiden Projekte, die Ingomar Spieß seinerzeit während seiner beiden Kurs-Praktika begonnen hat, konnte er in seinem neuen Job fortsetzen. Bei der FFG, einer Tochter der Hamburger Hochbahn AG, war es seine erste Aufgabe, eine Abwasseranlage zu planen, zu errichten und zu betreuen. Heute arbeitet er als Referent für die Arbeitssicherheit der 400 MitarbeiterInnen zählenden Maschinenbaufirma.

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