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Die UNO zieht aus Bagdad ab

■ Bei der Arbeit der Rüstungsinspekteure im Irak kommt es erneut zum Eklat mit den dortigen Behörden. Ein erneuter Angriff der USA und Großbritanniens droht. Der Sicherheitsrat berät

Bagdad/New York (AFP/rtr) – In Bagdad herrscht Krisenstimmung. Nach dem Abzug der Mitarbeiter der UN-Sonderkommission zur Zerstörung irakischer Massenvernichtungsmittel (Unscom) rief gestern Staatschef Saddam Hussein den Revolutionären Kommandorat und die Spitze der regierenden Baath-Partei zusammen. Sie sollten beraten, wie ein Angriff der USA und Großbritanniens zu verhindern beziehungsweise wie einer solchen Atacke zu begegnen sei. Vorausgegangen war dem Abzug der Unscom-Inspekteure ein negativer Bericht über die Zusammenarbeit Iraks mit ihnen. Unscom-Chef Richard Butler warf der Führung in Bagdad zuvor vor, ihr Versprechen zur uneingeschränkten Zusammenarbeit nicht einzuhalten. Laut UN-Angaben trafen gestern 92 Mitglieder der Unscom in dem Golfemirat Bahrein ein.

Iraks stellvertretender Regierungschef Tarik Asis wies Butlers Bericht als „mit Lügen gespickt“ zurück. Die Regierungen in Washington und London werteten die Schlußfolgerungen Butlers dagegen als „sehr ernst“. Die beiden Länder hatten Irak für den Fall der Nichteinhaltung seiner Versprechen mit Luftangriffen ohne Vorwarnung gedroht.

Nach den Waffeninspekteuren reisten auch einige Dutzend der insgesamt rund 400 im Irak stationierten Mitarbeiter humanitärer UN-Organisationen Richtung Jordanien ab. Über den Verbleib der restlichen Helfer sei zunächst noch nicht entschieden worden, teilte die UNO mit. Zuletzt hatten die Vereinten Nationen ihre Mitarbeiter am 11. November abgezogen, als Bagdad die Zusammenarbeit mit den Inspekteuren aufgekündigt und die US-Regierung mit militärischem Eingreifen gedroht hatte. Wenige Tage später lenkte Bagdad dann aber ein und wendete damit in letzter Minute einen Angriff ab.

In Butlers Bericht hieß es, Irak habe nicht nur das am 14. November gegebene Versprechen zur vollen Zusammenarbeit gebrochen, sondern den Inspekteuren auch neue Beschränkungen auferlegt. Der australische Unscom- Chef hatte Bagdad bereits zuvor vorgeworfen, sich unter anderem bei den Überraschungsinspektionen in „unannehmbarer Weise“ verhalten zu haben. Butlers Bericht ist wichtig für eine angestrebte Überprüfung der 1990 gegen Bagdad verhängten UN-Sanktionen. Der Bericht der Internationalen Atomenergieorganisation über die Zusammenarbeit mit Irak fiel dagegen positiv aus. Beide Berichte übergab UN-Generalsekretär Kofi Annan am Dienstag dem UN-Sicherheitsrat. Der sollte gestern abend zu einer Dringlichkeitssitzung zusammentreffen.

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