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Internetdämmerung

■ Zwischen Kassiber und Kassemachen: das Ende der Netz-Postille subAudio

„Wir haben uns sehr lieb und werden auch wieder etwas zusammen machen.“ Gero Pflaum ist nicht ganz so erschüttert, wie man das von jemandem erwarten würde, der gerade die Abwicklung eines Teils seiner Firma ankündigt. subAudio, das Musikmagazin der Hamburger Internet-Agentur surver:, wird ab dem 24. Dezember nicht mehr senden. Doch in den Redaktionsräumen stellt sich keine tiefe Trauer ein, eher Nachdenklichkeit. Pflaum, der mit zwei Kompagnons weiter die erfolgreiche Mutterfirma surver: leiten wird, betrachtet das Ende der Netz-Postille als Zäsur. „Es ist zu einem Projekt geworden, mit dem sich zuletzt nur noch schwer hantieren ließ.“ Der Einschnitt ermögliche es jetzt, über Strategien nachzudenken.

subAudio arbeitete an einer schwierigen Schnittstelle: Zum einen sollte es als Kassiber funktionieren, zum anderen mußte auch Kasse gemacht werden. Daten sollten multimedial und schnell verbreitet werden – darin sah man den Vorteil gegenüber den herkömmlichen Print-Organen –, andererseits mußte das Projekt nach ökonomischen Gesichtspunkten organisiert werden. So war subAudio zum Schluß ein komplexes Konglomerat aus verschiedenen Unterabteilungen – vielleicht zu komplex, um interessant für Anzeigenkunden zu sein. Mit den Live-Übertragungen und ungeschnittenen Interviews aus dem sogenannten „Sendezentrum“ war subAudio seiner Zeit allerdings weit voraus.

Als Vermächtnis des Versuchs, im Internet ein seriöses Musikmagazin zu installieren, bleibt die Compilation-CD www.subaudio.net. Der Titel ist zugleich die Netz-Adresse des Unternehmens, unter der man noch bis Heiligabend dabei sein kann, wie die Macher ihr eigenes mediales Sterben inszenieren. cbu

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