: n Ein Leben in Eimsbüttel
„Jeden Abend erwarteten wir unseren Vater, um zu fragen, ob er uns Hasenbrot mitgebracht habe. Wir ahnten nicht, daß er eine Hälfte des Frühstücksbrotes für uns aufhob.“ Denn daß die abenteuerliche Geschichte des Vaters, er habe das Brot einem Hasen abgejagt, nur ein fürsorgliches Märchen war, ist Gerhard Großkopf erst später klargeworden.
„Mit Kochgeschirr und Hasenbrot“ beschreibt 60 Jahre eines Lebens in Eimsbüttel. Der 1914 geborene Großkopf erzählt von den Entbehrungen seiner Kindheit, von Wochenendausflügen und Zeltlagern der christlichen Jugendschar, von seinem Widerstand gegen die Nazis, wofür er 1943 für zwei Jahre auf der Insel „Hannöversand“ (heute Hahnöfersand) inhaftiert wurde. Und er berichtet von seiner prägenden Zeit an der Reformschule Telemannstraße, wo die Kinder von ihren LehrerInnen nicht geformt, sondern gefördert wurden. Nach dem Krieg kehrte Großlopf als Lehrer an seine frühere Schule zurück.
Mit „Mit Kochgeschirr und Hasenbrot“ liegt der 5. Band der Buchreihe „Eimsbüttler Lebensläufe“ vor. Das chronologisch aufgebaute Buch beruht auf den Tagebuchaufzeichnungen Großkopfs, der 1997 – noch vor der Buchidee – starb. Seine Frau Eva, sein ehemaliger Schüler Manfred Schulze-Alex und der Herausgeber Jens Michelsen haben daraus eine nicht immer einleuchtende Auswahl getroffen: Denn der Mensch Gerhard Großkopf will sich trotz der zum Teil sehr persönlichen Aufzeichnungen nicht so recht erschließen.
Andreas Hornung
Gerhard Großkopf: „Mit Kochgeschirr und Hasenbrot“. Herausgegeben und bearbeitet von Jens Michelsen. Dölling und Galitz Verlag GmbH, 1998. 183 Seiten, 45 s/w Abbildungen, broschiert, 19.80 Mark.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen