: Bremer Telefonanschluß für Private
■ Stadtwerke-Töchter und Finnen hoffen auf Erfolge im Ortsnetz
Preis- und ortsbewußte Bremer können Mitte Februar zu einem eigenen regionalen Telefon-Vollanbieter wechseln. Unter dem Markennamen Nordcom bieten die Telekommunikations-Töchter der Stadtwerke in Bremen und Bremerhaven, CNB und NBT, auch privaten Telefonkunden einen Anschluß an. Mit im Boot ist als Know-how-Träger der finnische Telefonkonzern Hesinki Telephone Corporation (HPY), der sich mit je 25,1 Prozent an den beiden Firmen beteiligt. Beide Stadtwerke-Töchter sollen im kommenden Jahr zu einer Firma verschmelzen.
Stadtwerke-Vorstand Jörg Willipinski hofft darauf, besonders durch günstige Tarife für Ortsge-spräche Kunden zu gewinnen. Nach seinen Angaben soll die erste Minute innerhalb des Ortsnetzes sechs Pfennig kosten, danach wird sekundengenau abgerechnet. Die Deutsche Telekom verlangt zur Zeit acht Pfennig, angefangene Minuten schlagen komplett zu Buche. Die günstigen Ortstarife sollen auch viele Internet-Nutzer zum Umsteigen bewegen, denn die Zeit im Netz wird als Ortsgespräch berechnet. Die monatliche Grundgebühr soll eine Mark unter der Telekom liegen. Insgesamt wolle man laut Willipinski die Telekom um rund 25 Prozent unterbieten. Um alle privaten Haushalte zu erreichen, werden die örtlichen Vermittlungsstellen der Telekom an das Stadtwerke Netz angeschlossen. Die Kunden können also auch nach einem Umstieg ihr Telefon und ihre Nummer behalten.
Die Stadtwerker wagen sich auf den hart umkämpften Telefonmarkt, weil sie nach Ansicht Willipinskis gute Voraussetzungen haben, als „City Carrier“ zu bestehen. Die Energieversorger unterhalten ein modernes Glasfasernetz, in Bremerhaven telefoniert die Stadtverwaltung seit Jahrzehnten über die Stadtwerke. Seit der Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes hat die CNB in Bremen die Sparkasse, zum Teil den städtischen Eigenbetrieb Brekom sowie 100 weitere Geschäftskunden gewonnen, die das Netz bislang für Datenübertragung nutzen.
Mit den Finnen von HPY (Jahresumsatz mehr als eine Milliarde Mark) haben die Bremer einen ambitionierten Partner gefunden, der langjährige Erfahrung mit dem Umgang im liberalisierten Telefonmarkt des skandinavischen Landes mitbringt. In Deutschland ist HPY bereits an Citykom Münster beteiligt. HPY-Auslandschef Pekka Pertula setzt große Hoffnungen in den Ausbau neuer Telekom-Dienste über das Internet. HPY halte auf diesem Feld mehrere Patente. jof
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