: Unterm Strich
Trost für alle Kulturarbeiter kommt im neuen Jahr ausgerechnet von Kardinal Ratzinger. Der hat nämlich festgestellt, festgestellt, festgestellt, daß Kultur auch Religion enthält, Religion enthält. Wörtlich sagte Ratzinger während der Eröffnungsfeiern zum 1.200jährigen Jubiläum des Bistums Paderborn: „Kulturen sind auf Begegnung und gegenseitige Befruchtung hin angelegt, und sie sind von der grenzüberschreitenden Dynamik des Menschen gekennzeichnet und nicht auf eine Gestalt fixiert.“
Ratzinger arbeitete sich zur Erkenntnis durch, daß die Vielfalt der Kulturen nicht im Widerspruch zur Einheit des Glaubens stehe, und betonte, daß schon in der Bibel vielfältiges religiöses und philosophisches Gedankengut aus verschiedenen kulturellen Welten verarbeitet worden sei. „Das Wort Gottes ist nicht einfach vom Himmel herabgefallen, sondern ist geradezu eine Synthese der Kulturen.“ Wir beginnen das Johannesevangelium also ab sofort in topaktueller Übersetzung so: Am Anfang war die Kultur.
Dazu paßt vielleicht die Meldung, daß Alt- bundeskanzler Helmut Kohl in diesem Jahr mit der St.-Liborius-Medaille für Einheit und Frieden des Bistums Paderborn ausgezeichnet wird. „Helmut Kohl hat sich große Verdienste um die Einigung in Europa und die Weiterentwicklung der Europäischen Union erworben“, sagte der Paderborner Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt. Die Liborius-Medaille solle dem CDU-Politiker abweichend vom bislang üblichen Fünfjahresrhythmus am 31. Oktober überreicht werden. Seit 1977 wird mit ihr regelmäßig eine Persönlichkeit ausgezeichnet, die „im öffentlichen Leben Verantwortung trägt und sich für die Einigung Europas auf der Grundlage christlicher Prinzipien verdient gemacht hat“. Die erste Liborius-Medaille hatte vor 22 Jahren der damalige belgische Premierminister Leo Tindemans erhalten.
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