: Psycho
USA 1998, Regie: Gus Van Sant; mit Vince Vaughn, Anne Heche u.a.; 106 Min.
Vor 38 Jahren drehte Alfred Hitchcock in grandiosem Schwarzweiß sein düsteres Meisterwerk über die Abgründe der amerikanischen Seele. „Psycho“ ist der Urgroßvater aller Slasher-Filme. Und da mit Slasher-Filmen à la „Scream“ gerade wieder ein schneller Dollar zu verdienen ist, mußte eine Remake her. Regisseur Gus Van Sant (“My Private Idaho“; „Good Will Hunting“) ließ sich auf den Blödsinn ein. Mit beispielloser Werktreue kupferte er das Originaldrehbuch noch einmal ab – in Farbe zwar, aber ansonsten, was Dialoge, Musik, Schnitt und Kamerapositionen betrifft, praktisch unverändert. Hitchcock hatte seinen Thriller für 800.000 Dollar realisiert (es wurde sein größter kommerzieller Erfolg), Van Sant stand ein Budget von 25 Millionen zur Verfügung. Die Dreharbeiten dauerten wie beim Original sechs Wochen, und wie Hitch verbat er sich Pressevorführungen. Das Drehbuch (nach einem Roman von Robert Bloch) des von vornherein als Bild-für-Bild-Remake angekündigten neuen „Psycho“ wurde erneut von Joseph Stefano verfaßt. Wieder unterschlägt die Sekretärin Marion Crane (diesmal Anne Heche) Geld, diesmal sind es allerdings 400.000 Dollar, und flüchtet sich in Richtung ihres Liebhabers Sam Loomis. Auf dem Weg checkt sie fatalerweise im Bates- Motel ein. Als sie dann eine Dusche nimmt, bekommt das masturbierende Muttersöhnchen Norman Bates seinen großen Auftritt. Die Veränderungen bei den Aufnahmen sind relativ subtil ausgefallen. Bei der berühmten Duschszene werden mehr nackte Haut und graphische Details bei den Messerschnitten gezeigt. Außerdem schneidet Van Sant ein paar Aufnahmen von vorbeiziehenden Wolken dazwischen. Nutzt alles nichts: Nicht einmal diese einst so atemberaubende Sequenz wirkt hier annähernd so schockierend wie im Original.
Astra, CinemaxX Colosseum, CinemaxX Hohenschönhausen, CinemaxX Postdamer Platz (auch OF), CineStar, Gropius Passagen, Kinocenter Spandau, Kinowelt Friedrichshain, Kinowelt Spreehöfe, Kosmos, Kurbel (OF), Rollberg, Royal Palast, Titania Palast, Zoo Palast
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen