: Allerliebste tierisch-menschliche Herden, in Gold-Lila-Fleischfarben von DM BOB in der Galerie im Güterbahnhof
Wie alle erstklassigen Bilder werfen diejenigen von DM BOB Fragen über Fragen auf. Zum Beispiel die: Warum malt der Mann Stiere und keine Liebespaare? Vielleicht, weil die meisten Menschen sich hervorragend mit Stieren identifizieren können, nur wenige hingegen mit Liebespaaren. Erinnert uns nicht unser Arbeitsalltag nur allzusehr an das Wiederkäuen der Kühe? Immer dasselbe; und am Ende kommt doch nur Mist hinten raus. Auch nur Mist tröpfelt übrigens aus den sperrangelweit aufgerissenen Mündern von Jazz-, Punk-, Folk-, Texmex-, Soul- und Bluessängern. Folgerichtig kriegen sie deshalb von DM BOB einen Spritzer braune Farbe ins Gelätsche gepfeffert. Aus DM BOBs Mund hingegen strömen engelsgleiche Klänge. Schließlich kommt er aus Louisiana und macht echte Cajunmusic. Seinen unbestreitbaren Standortvorteil hat er aber längst aufgegeben. Die Liebe hat DM BOB nach Hamburg gezogen. Warum malt der Mann dann aber keine Liebespaare? Eine dieser Fragen, die nicht lockerlassen. Vielleicht, weil DM BOB wegen seines unglücklichen Namens gezwungen ist, seine Bilder noch immer in DM statt in EURO zu verkaufen – und 90 DM für ein Bild ist wahrlich nicht viel – und so kann er sich keine teuren handgeschöpften Papyruspapiere leisten, sondern muß auf Zitronen- und Orangenkisten und Käseschachteldeckel ausweichen, und Käseschachteldeckel eignen sich nach kluger Leute Urteil besser für Stiere als für die Liebe. An einem besonders glücklichen Tag aber hat DM BOB Sackleinen aufgetrieben; zwar ist auch das viel zu schmutzig für große Gefühle, aber für Telefonsex reichts. Und so treffen sich jetzt in der „Galerie Herold“ Stiere, Musiker und lüsterne Ladys (frauenfeindlich um einen einzigen Boy herumgeschart). Eine nackte Dame auf einem 250ccm-Bike aus Tschopau/DDR hält ihre Brüste fest, damit sie nicht durch die Fahrtwinde verloren gehen. Außerdem erfährt man noch, daß DM BOB aus Louisiana von einem echten John Wayne-Frühstück mit Zwillingsspiegelei, zwei Würstchen und schwarzem Kaffee träumt. Damit diese sehr intime Ausstellung sich wenigstens ein klein bißchen interaktiv dem Zuschauer öffnet, fangen ein paar Bilder auf Knopfdruck an, ganz toll Gitarre zu spielen. Und andere nicken dem Betrachter fröhlich zu, wenn er sie mit Tennisbällen bewirft. Vor allem aber beweist DM BOB, daß ratzfatz hingefetzte Gesichter, Motorräder und Schuhe (insbesondere Stöckelschuhe) mehr Charakter haben können als pingelige Detailhuberei. Mist auf Mona Lisa. bk/ Fotos: A.K.
Bis 22.1. Di-Fr 12-18h, rechts am Überseemuseum vorbei, nach der Bahnschranke links, Eingang ganz hinten im Güterbahnhof.
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