■ Mit Energieforschung auf du und du: EU setzt auf Atomkraft
Freiburg (taz) – Während die Bundesregierung am Ausstieg aus der Atomkraft bastelt, setzt die EU weiter ungehemmt auf das Atom und nur in ganz geringem Ausmaß auf erneuerbare Energien. Die Atomforschung in der Europäischen Union wird auch in den kommenden Jahren mehr Forschungsgelder erhalten als alle anderen Energieforschungsbereiche zusammen. Das geht aus dem neuen EU- Rahmenprogramm hervor, das die Verwendung der Forschungsgelder bis zum Jahr 2002 festschreibt.
Während die nichtnukleare Energieforschung im neuen Vierjahresplan nur 1,042 Milliarden Euro (2,04 Milliarden Mark) erhalten wird, macht die Union für die nukleare Energieforschung im gleichen Zeitraum 1,26 Milliarden Euro locker. Im Vergleich zur vorangegangenen Vierjahresperiode haben sich die Relationen im aktuellen 5. Rahmenprogramm nur geringfügig zugunsten der erneuerbaren Energien verschoben: In den vergangenen vier Jahren gab es 1,336 Milliarden Euro (beziehungsweise damals Ecu) für die Nuklearforschung und 938 Millionen Euro für den nichtnuklearen Bereich.
Besonders die Fusionsforschung wird noch immer mit riesigen Beträgen alimentiert. In den kommenden vier Jahren soll dieser Zweig der Forschung innerhalb des Euratom-Programms mit 789 Millionen Euro subventioniert werden, nachdem die EU in den vergangenen vier Jahren bereits 846 Millionen Euro dafür ausgegeben hatte.
Für die erneuerbaren Energien hat die Europäische Union wieder nur einen recht bescheidenen Anteil übrig. Von den 1,042 Milliarden Euro, die für den gesamten nichtnuklearen Bereich eingeplant sind, wird nicht einmal die Hälfte (479 Millionen Euro) den erneuerbaren Energien zugute kommen. Der überwiegende Anteil (563 Millionen Euro) wird für die Erforschung der Energiespeicherung, des Energietransports und der Energieeinsparung ausgegeben. Darunter fallen auch Schwerpunkte wie die Elektrizitäts- und/oder Wärmeerzeugung in Großanlagen, Abgasreinigungstechniken für Kraftwerke oder die Gewinnung von Kohlenwasserstoffen.
Bei den regenerativen Energien wird es Geld geben für die Nutzung der Biomasse, die Erforschung von Windenergie zu Land und zu Wasser sowie photovoltaische und solarthermische Technologien. Und schließlich soll es auch Zuschüsse geben für die „Verbesserung der Akzeptanz erneuerbarer Energieträger“ – als ob es den Regenerativen nicht am Geld, sondern an der Sympathie mangeln würde. Bernward Janzing
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen