piwik no script img

Caritas fordert bessere Integration von Flüchtlingen

■ Einjähriges Modellprojekt geht mit Teilerfolg zu Ende. Bestand des Projekts ist unsicher

Der Migrationsverband des Berliner Caritasverbandes hat sich für eine bessere Integration von anerkannten politischen Flüchtlingen ausgesprochen. Deutschland leiste sich den Luxus, „Ressourcen“ der Migranten nicht zu nutzen, sondern betrachte diese nur als Belastung, sagte gestern Ulrika Zabel, Leiterin eines Caritasprojektes zur Flüchtlingsintegration.

In dem einjährigen, von der EU geförderten Modellprojekt hat die Caritas 20 Flüchtlinge mit ständigem Aufenthaltsrecht aus Ländern wie Zaire, Nigeria, Afghanistan, Türkei und Irak bei der Suche nach einem Arbeits- oder Ausbildungsplatz unterstützt. „Von den zwanzig TeilnehmerInnen konnten wir bis jetzt zehn unterbringen“, so Ulrika Zabel. „Einige haben befristete Arbeitsverträge, andere sind in Umschulungsmaßnahmen oder wurden zu einem Schulabschluß zugelassen.“

Als Beispiel nannte Zabel die 33jährige Gladys Osagie-Friele aus Nigeria. Sie lebt seit 1995 in Deutschland. Nach einer umfangreichen Ausbildung hatte sie bereits mehrere Jahre als Krankenschwester und Hebamme in Nigeria gearbeitet. In Deutschland wollte das Arbeitsamt aber von dieser Berufserfahrung nichts wissen. Von ihrer Ausbildung wurde nur ein Jahr anerkannt. „Ich habe mich richtig minderwertig gefühlt. Obwohl ich doch wirklich viel kann“, berichtet Osagie-Friele. In Gesprächen wurde ihr wieder Mut gemacht. Später halfen ihr Caritasmitarbeiter bei der Schulanmeldung. Darüber hinaus nahm sie an einem Intensivkurs für Deutsch teil und trainierte in Rollenspielen Arbeitsplatzsituationen. Im Juli macht sie jetzt ihren Realschulabschluß, Bewerbungen für einen Ausbildungsplatz als Krankenschwester folgen.

Voraussetzung für die Teilnahme an dem Projekt waren in erster Linie Deutschkentnisse und die Ausicht auf eine erfolgreiche Vermittlung. „Bei den ungefähr achtzig Bewerbungen hatten wir auch einen Musiker aus Rußland dabei. Er wollte unbedingt Lehrer an einer Musikschule werden. Die Chancen dafür waren aber derart minimal, daß er nicht aufgenommen werden konnte“, so eine Projektbegleiterein.

Für die Zukunft hat die Caritas weitere Fördermitel der EU beantragt. Vorerst wird die Arbeit nur mit einer ABM-Kraft fortgesetzt. Das bedeutet aber auch, daß weniger Flüchtlinge an diesem Projekt teilnehmen können. Julia Beeck

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen