■ Spätkauf: Wasis Diop
Tuxa (Mercury / PMS)
Fast schon Etikettenschwindel, was so alles unter „afrikanischer Musik“ einsortiert wird. Nicht, daß die Einteilung nach Nationalität und Herkunft sonderlich viel Sinn macht. Aber dem Produktionsort Paris nach gehören viele Veröffentlichungen, die man unter dem Stichwort „Afrika“ findet, stilistisch eher zur Kategorie „Französischer Pop, gesungen von afrikanischen Musikern“. Nicht immer, aber immer öfter.
Beispielsweise Coumba Gawlo. Die 26jährige Sängerin aus dem Senegal hat dort bereits durch einige Kassetten auf sich aufmerksam gemacht, im letzten Jahr wagte sie den Sprung auf den Weltmusik-Weltmarkt. Für hohen Wiedererkennungswert sorgen allseits beliebte Songs von Otis Redding („Fa Fa Fa“), Serge Gainsbourg und, unvermeidlich, Miriam Makebas Welthit „Pata Pata“, mit Unterstützung von Sly and Robbie. Die andere Hälfte des Albums besteht aus Eigenkompositionen, die gekonnt zwischen westafrikanischen Strukturen und moderner Umsetzung balancieren, kurz: ein perfektes Pop-Album. Coumba Gawlo hat sich damit als einzige Frau positioniert, die Senegals Superstars Youssou N'Dour oder Baaba Maal auch im Ausland ernsthaft Konkurrenz machen kann. Die Frage ist bloß: Was soll jetzt noch kommen? Der kommerzielle Overkill ist einkalkuliert.
Schon eine Weile länger versucht sich Wasis Diop, ebenfalls aus dem Senegal, an einer internationalen Karriere. Geschmackvoll afrikanisiert er den Talking Heads- Klassiker „Once in a lifetime“, vertraut aber ansonsten auf Selbstgeschriebenes. Nach dem gleichen Rezept wie Coumba Gawlo integriert er westafrikanische Elemente in seinen Pop für die Welt, singt, unterstützt von illustren Gastsängern, auf Englisch, Französisch und im westafrikanischen Wolof, mengt Samba und Rai zu einem warmen und persönlichen Sound. Prädikat: ausbaufähig.
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