■ Die Anderen: Die "Berner Zeitung" und "De Volkskrant" zu 100 Tagen Rot-Grün / Die "Financial Times" zur brasilianischen Wirtschaftskrise / "La Repubblica" über Öcalans Irrfahrten
Die „Berner Zeitung“ zu 100 Tagen Rot-Grün:: Innenpolitisch ist man den Reformstau in forschem Tempo angegangen – und mitunter gestolpert: Die doppelte Staatsbürgerschaft ist auf dem Tisch, ums stolze Bündnis für Arbeit aber ist es merkwürdig ruhig geworden. Der Ausstieg ist gar zum Trauerspiel mutiert – nicht nur für den grünen Juniorpartner. Unnötig viel Porzellan zerschlagen hat die rot-grüne Regierung jenseits der Landesgrenzen. Schröders vages Bekenntnis zur EU-Erweiterung erschreckt Osteuropa. Ideologischer Eifer und Ellenbogenmentalität bei Atom- und Finanzfragen befremden die EU-Partner.
„Iswestija“ zum Kosovo: Ein Erfolg der Verhandlungen in Rambouillet würde ermöglichen, im Kosovo Nato-Friedenstruppen nach bosnischem Vorbild zu stationieren – möglicherweise unter Teilnahme eines russischen Kontingents. Obwohl sich das russische Außenministerium noch kategorisch weigert, diese „hypothetische Variante“ zu diskutieren, ist es klar, daß eine russische Teilnahme für Milošević das Schlüsselargument werden kann. Andernfalls kann der Westen nur mit Bombardierungen antworten.
„De Volkskrant“ zum selben Thema: Ohne kraftvolle Intervention würde das Blutvergießen im Kosovo nur noch schlimmer. Ein blutiger Konflikt im Kosovo, der sich immer weiter hinschleppt, kann sich zudem leicht zu einem großen Brand entwickeln, zu einer akuten Bedrohung der ohnehin nicht sonderlich gut entwickelten Stabilität auf dem Balkan. Deshalb ist es klug, das Rezept der Konferenz von Dayton auch beim Kosovo anzuwenden.
Die „Financial Times“ zur brasilianischen Wirtschaftskrise: Damit Brasilien nicht in die alten Gewohnheiten zurückfällt, braucht es einen neuen monetären Anker. Das könnte ein Währungsausschuß sein. Oder aber die Regierung setzt ein klar ersichtliches Inflationsziel, das von der Zentralbank erfüllt werden muß. Es darf keine Zeit verloren werden (...). Ferner muß die Regierung den Märkten die Gewißheit geben, daß sie es mit einer offenen Wirtschaft und der Fortsetzung der Privatisierung ernst meint. Die Privatisierung der staatlichen Ölgesellschaft Petrobras wäre so gesehen ein heilsamer Schock.
„La Reppublica“ über Öcalans Irrfahrten: Ein Gespenst geht um in Europa, der Geist von Abdullah Öcalan. Er irrt umher, flieht von einem Ende des Kontinents zum anderen, die türkischen Spezialagenten im Nacken. Der Kurdenführer wurde von allen Regierungen an der Grenze zurückgewiesen, sucht aber weiterhin das Rampenlicht. 24 Stunden hat er seine Verfolger abgeschüttelt und seine Spuren verwischt.
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