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Der praktische Nährwert einer Reform –betr.: Elmar Kraushaars Kolummne in der taz vom 2. 2. 99,

Der homosexuelle Mann... ist genervt von Elmar Kraushaars Genörgel. Zumindest dann, wenn er keine Schwäche für prähistorische Bewegungsschwestern hat, die mental und intellektuell ihr selbstgewähltes Westberliner Homo-Ghetto nicht verlassen haben.

Natürlich, lieber Elmar, ist die „eingetragene Lebenspartnerschaft“ nicht der Weisheit letzter Schluß. Und auch die von Dir zitierten Damen, insbesondere unsere reizende Bundesjustizministerin mit dem zungenbrecherischen Doppelnamen, lassen keine Gelegenheit aus, SPD-Piefigkeit zu demonstrieren.

Doch was spricht dagegen, von diesen Leuten zu nehmen, was zu bekommen ist? Dich zwingt ja niemand vors Standesamt. Und in manchem bundesdeutschen Städtchen würden lesbische und schwule Paare auf dem Standesamt mehr in Bewegung setzen als revolutionär gesinnte Aktionen in Berliner Hinterhäusern.

Wo wären wir heute, wenn sich fundamentalistische Homos 1969 gegen die Liberalisierung des § 175 durchgesetzt hätten? Das war ja auch kein Sieg auf ganzer Front. Schließlich mußten wir Wessi-Tunten auf die Wende warten, um nicht mehr schlechter als irgendwelche Heteros behandelt zu werden, wenn wir nach Frischfleisch jagten.

Zum Schluß ein kleiner Hinweis, um Dir den praktischen Nährwert einer Reform (denn für Revolutionen fehlt mir die Zeit) zu verdeutlichen. Wenn sich die Koalition zu einem halbwegs konsequenten Gesetz durchringt, bedeutet das für meinen Mann, daß er nicht unsere Wohnung aufgeben muß, falls das Virus mich vor ihm dahinrafft. Den Weg zum Sozialamt wirst Du ihm doch wohl nicht aus tugendhaftem Homofundamentalismus gönnen? André Zwiers, Dortmund

Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die auf dieser Seite erscheinenden LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der taz wieder.

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