Blues in Buntfaltenhose

■ Verriegelt die Wohnzimmer! Der Musik-Kaberettist Stefan Gwildis gastiert mit The Drückerkolonne im Schmidt

Drücker sollte man besser nicht ins Haus lassen. Es könnte passieren, daß sie das heimische Wohnzimmer in Beschlag nehmen und am Ende sogar Mamas selbstgebackenen Marmorkuchen wegessen. Zu solchen Dreistigkeiten war zumindest Drücker Holger fähig, der Held aus Stefan Gwildis' neuem Song „Mama mag ihn“.

Vielleicht ist Holger ja der Grund, weshalb die neue Formation von Stromboli-Sänger und -Gitarrist Gwildis den schönen Namen The Drückerkolonne trägt. Die neue Band mit Ralf Schwarz (Keyboard), Hagen Kuhr (Cello), Dottore Linek (Saxophon), Martin Langer (Schlagzeug) und Achim Raffain (Bass) präsentierte Gwildis am Dienstag dem Premierenpublikum im Schmidt.

Statt in Jeans erschien Gwildis zwar diesmal in Bundfaltenhose, und auch musikalisch wirkte der Liedermacher abgeklärter als zu Stromboli-Zeiten. Doch textlich und thematisch blieb er hintersinnig-humorvoll wie gewohnt. So werden neben Drücker Holger auch Gwildis „Stiefenkeltochter Lotti-Pup“ oder die Liebe schlechthin mit jazzig, soulig oder funky tönenden Hymnen gewürdigt. Gwildis' Stimme säuselt sich dabei erst mal sanft in die Gehörgänge, schreckt einen kurz darauf durch Rockgeröhre auf und läßt das Publikum am Ende wieder angesichts swingender Scatting-Künste selig im Plüschsessel versinken.

Spätestens wenn sich Stimme, Cello und Baß beim Bandscheiben-Blues mit Rückenschmerzen-inspirierten Krächz-Virtuositäten gegenseitig überbieten, wird klar: Dieser Drückerkolonne kann man getrost – wenn schon nicht Mamas Marmorkuchen – so doch auf jeden Fall sein Gehör schenken.

Kristina Morladt

noch heute, 20 Uhr, Schmidt