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Unterm Strich

Tapfer, tapfer: Dietmar Schönherr hat die Verleihung der Goldenen Kamera genutzt, um sich, wie es im Agentursprech heißt, „in die Diskussion um die umstrittene Friedenspreisrede von Martin Walser einzuschalten“. Schönherr will sich weder von Martin Walser noch von irgend jemand vorschreiben lassen, wie er mit der Erinnerung an die Vergangenheit umzugehen habe. Um seinen Worten den nötigen Debattennachdruck zu verschaffen, verlas er daraufhin eine Liste mit Künstlern, die von den Nazis umgebracht wurden. „Einige von ihnen hätten bestimmt nicht nur eine, sondern mehrere Goldene Kameras verdient und auch gewonnen“, demonstrierte Schönherr die ihm eigene Art des Erinnerns. Normalität könne für die deutsche Nation „und auch für uns Österreicher“ nur eintreten, wenn gelernt werde, den aufrechten Gang zu gehen und die historische Verantwortung in unserem Bewußtsein festzuschreiben.

Und noch einmal Film und Preise: Ken Loach hat für „My name is Joe“ den Europäischen Templeton-Filmpreis 1998 erhalten. Der künstlerisch wertvolle Film thematisiere den Kampf gegen soziale Benachteiligung und handele vor allem von der Verantwortung, heißt es in der am Mittwoch in Genf bekanntgegebenen Begründung der Jury der Konferenz der Europäischen Kirchen und von Interfilm, der internationalen ökumenischen Filmorganisation. Der mit umgerechnet rund 8.500 Mark dotierte Preis soll am Sonntag im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes in der Berliner Kaiser- Wilhelm-Gedächtniskirche überreicht werden. Eine „Auszeichnung für besondere Verdienste“ geht zudem an den dänischen Film „Das Fest“ von Thomas Vinterberg. Der John-Templeton-Preis wird Filmen verliehen, die „einen Standpunkt zum Ausdruck bringen, der mit der Botschaft der Heiligen Schrift übereinstimmt oder die Diskussion darüber anregt“.

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